Central vision mit Brille?

Akkomodieren, Fusionieren, Lichtbaden, Lichtblitzen, Palmieren, Visualisieren u.a.

Central vision mit Brille?

Beitragvon Susa » 02.08.2012 17:01

Liebe Leute,
ich weiß, man soll möglichst häufig bzw. immer ohne Brille auskommen, zumal dann, wenn man Bates'schen Thesen anhängt. :-)
Ich weiß auch, dass man möglichst häufig, im Prinzip gegen 24 von 24 Stunden tendierend, "richtig" sehen, also central vision betreiben soll, damit man eines schönen Tages wieder normal sieht.
Soweit, soklar, nur: Manchmal geht es beim Blindfisch eben nicht ohne Brille. Beim Autofahren etwa. Auch auf dem Fahrrad im Stadtverkehr, zumal des Nächtens, fühle ich mich da sehr unwohl und unsicher.
Ich bilde mir ein, irgendwo hier im Forum gelesen zu haben, dass das richtige und gute Sehen mit Brille gar nicht möglich ist. Wie sind eure eigenen Erfahrungen damit? Mag ja sein, dass die Brille optimale Resultate immer wieder torpediert, aber wenn man sich einfach mal davon freimacht, überhaupt optimale Resultate erzielen zu wollen (was man ja soll, sonst wird das nimmernichts mit dem guten Sehen hinnieden), ist es dann nicht sinnvoll - sozusagen aus Augenmuckitrainings- und -kalibirierungsgründen - auch mit Brille auf fleißig zu sakkadieren und zentralzuvisieren?

Eure Einschätzungen und Erfahrungen dazu interessieren mich.

Viele Grüße
Susa
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Central vision mit Brille?

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Beitragvon Flo » 02.08.2012 20:19

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Beitragvon 360er » 02.08.2012 21:48

Grüß dich,

Meine Erfahrung ist die, dass ich mit einer unterkorrigierten Brille die gleichen Seherfahrungen mache wie ohne Brille, sie sind allerdings nicht so stark ausgeprägt.
Beispiel: Seit Beginn meines Augentrainings habe ich begonnen, bewusst Einzelheiten anzuvisieren, Umrisse entlangzugleiten, die Aufmerksamkeit bewusst auf das zu lenken, was ich gerade sehe, sowie ganz generell "Starren" zu vemeiden. Das Ergebnis war und ist immer eine höhere Sehschärfe. Das ist mit und ohne Brille so. Mit Brille fehlen allerdings die vorübergehenden Momente fast unglaublich erhöhter Sehschärfe, der Effekt ist also bei weitem nicht so ausgeprägt.

Das Problem, dass man nicht weiß, wie sehr man abschwächen soll, hatte ich auch. Ich glaube es mit einem Tip von Leo Angart inzwischen gelöst zu haben (gilt für Kurzsichtigkeit): Er empfiehlt, die Gläser abzuschwächen, sobald man auf der Snellen-Sehtafel bei gutem Licht einzelne Buchstaben auf der 20/20 Zeile lesen kann (nicht gestochen scharf). Dann die Brille um 0,25 (wenn mehr als 4 Dioptrien) bzw. 0,5 (wenn weniger als 4 Dioptrien) Dioptrien reduzieren. Man solle jedenfalls auf der 20/40 Zeile lesen können. Großer Vorteil: für diese Messmethode brauche ich keinen Optiker.

Angart hält, wenn man mehr als 2 Dioptrien hat, das völlige Abnehmen der Brille sogar für kontraproduktiv. Ich kann mich allerdings leider nicht mehr an die genaue Begründung erinnern - in seinem Buch macht er es sich recht einfach und schreibt nur "zu anstrengend". Er hat auch behauptet, dass Bates die völlige Ablehnung unterkorrigierter Brillen später zurückgenommen habe (wurde auch hier im Forum glaube ich schon ein paar Mal erwähnt).

Zusammenfassend muss ich sagen, dass ich sehr wohl merke, dass die Brille ein "Gefängnis" für die Augen ist. Wenn sie aber etwas abgescwächt ist, überwiegen für mich aber derzeit ganz klar die Vorteile. Dass ich nämlich immer gut sehe und mit meinem Training Fortschritte mache.

Liebe Grüße
Brille September 2011: li -5,75 +1,00 / re -4,75 +1,00
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Beitragvon Flo » 02.08.2012 22:16

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Beitragvon chris1 » 03.08.2012 07:47

Hallo Susa,

ich weiß nicht, ob das der Angart geschrieben hat oder sonst jemand (hab ja viele Bücher gelesen), aber jedenfalls irgend jemand hat geschrieben, wenn es gar zu schwierig ist, gibt das Auge auf und bemüht sich gar nicht mehr, scharf zu stellen. Ich bin ja nun keine so tolle Bates-Kennerin - aber mir scheint dieses Argument logisch.

Und ich finde es GAR NICHT LUSTIG, sooo schlecht zu sehen. Ich bin ja operiert (Grauer Star), und ich habe nicht die geringste Sehnsucht nach dieser Unsicherheit, die ich hatte, als ich ganz schlecht gesehen habe. Ich dachte, ich krieg einen Vogel, weil ich nicht mehr einkaufen gehen wollte, mich nirgends mehr wohl gefühlt habe und ich mich im Straßenverkehr regelrecht gefürchtet habe! Abgesehen davon, dass es gefährlich ist!

Ich halte es für am besten, wenn du das tust, womit du dich selber noch wohl fühlst!

Liebe Grüße

Chris
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Beitragvon Susa » 03.08.2012 08:15

Hallo zusammen,
vielen Dank für eure Einschätzungen.

>Ich dachte, ich krieg einen Vogel, weil ich nicht mehr einkaufen gehen wollte, mich nirgends mehr wohl gefühlt habe und ich mich im Straßenverkehr regelrecht gefürchtet habe! Abgesehen davon, dass es gefährlich ist!<

So sehe ich das halt auch. Die Brille komplett im Tagesverlauf wegzulassen geht bei mir im entspannten Zustand nur, wenn ich weder fahrrad- oder autofahrenderweise hinausmuss noch am Computer arbeiten muss (was ich halt etliche Stunden am Tag tue, da ich damit meinen Lebensunterhalt verdiene). Klar, manche stellen sich den Bildschirm (in meinem Fall: die Bildschirme) directement vor die Nase, damit sie ohne Brille alles sehen können. Für mich ist das aber nichts, ich habe es ausprobiert. Ich kann dann einfach nicht vernünftig produktiv arbeiten - was ich aber muss, da es meine Kunden sicher nicht interessiert, ob ich grade meine Sehkraft verbessern will oder nicht. ;-)

Insgesamt bestätigt ihr meinen Eindruck, dass es nicht unbedingt verlorene Liebesmüh ist, wenn man auch mit Brille auf versucht, central vision zu betreiben. Ich gebe aber dir, 360er, Recht: Es fühlt sich irgendwie anstrengender an, die Augen sind wie im Gefängnis - gutes Bild.

Naja, es bleibt weiter bei der Devise: Brille ab so oft wie möglich, und wenns nicht geht, geht es halt nicht.

Allen einen schönen Tag!

Susa
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Beitragvon Aniram » 03.08.2012 09:37

Hallo Susa
Ich habe mir anfangs weiche Monats-Kontaktlinsen zum Radfahren bestellt und zwar jeweils eine 'Probepackung', die ich nach kurzer Zeit in der Stärke reduzieren konnte - hier:
http://www.contactlinsen-man.de/Kontakt ... 9f40ffd3b4
Die waren ganz billig und kamen innerhalb von 2-3 Tagen an.

Ich empfand das aber auch immer mehr als 'Gefängnis' (schön beschrieben) und sie wieder herauszunehmen war jedes Mal eine Wohltat.

Dann bin ich auf Brille umgestiegen - die war endlich nach 5 Wochen angekommen - ein ganz leichtes, randloses Gestell, das ich mir mit einer Brillenkette um den Hals gehängt habe und immer nur 'bei Bedarf' kurz aufgesetzt.
Sehr schnell nahm der 'Bedarf' ab; wenn man weiss, dass man die Brille jederzeit zur Verfügung hat, wenn es nötig sein sollte, merkt man erst, wie weit man doch auch ohne kommt....

Beim Radfahren bin ich dazu übergegangen, sie ganz vorne auf die Nasenspitze zu setzen und so lange ich mich wohl und sicher dabei fühlte, darüber hinweg zu sehen - um durch die Brille zu sehen, brauchte ich dann nur den Kopf etwas zurückzulegen oder sie schnell ein bisschen weiter hoch zuschieben...
Diese 'Bedarfsmomente' wurden auch sehr schnell immer weniger, insbesondere nachdem eine meiner häufigen Touren so umgestellt hatte, dass ich die Nationalstrasse an einer weniger gefährlichen Stelle überqueren kann.

Dann blieb die Brille griffbereit im Lenkerkorb, statt mit unnützem 'Gebaumel' zu nerven....inzwischen setze ich sie beim Radfahren praktisch nie mehr auf (einmal war sie mir zu Hause rausgefallen und ich habe sie erst nach Wochen vermisst).
Gruss
Marina
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Beitragvon Susa » 03.08.2012 10:02

Hallo Marina,
mensch, Brillenkette, ja, das ist es! Auf das Einfachste kommt man oft überhaupt nicht. Ich verbinde das immer mit Leuten, die Lesebrillen brauchen, aber bei Radfahren und Co. ist das ja die Lösung.
Danke fürs Vom-Schlauch-Helfen! :-)
Viele Grüße
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Beitragvon 360er » 03.08.2012 10:03

[Leo Angart] hat auch behauptet, dass Bates die völlige Ablehnung unterkorrigierter Brillen später zurückgenommen habe (wurde auch hier im Forum glaube ich schon ein paar Mal erwähnt).

Brillen außerhalb der Behandlung aphaker Augen (zum Beispiel nach Entfernung der Augenlinse(n) aufgrund von grauem Star)?!? :o Das höre ich zum ersten Mal und ich kann es auch nicht glauben. Kannst Du für diese Aussage irgendeine Referenz liefern, beziehungsweise Herrn Angart um eine bitten? Das würde mich sehr interessieren. Denn es passt so gar nicht zu Bates' sonstigen Texten bis Juni 1930... also bis direkt vor seinem Tode. :|

Gruß und besten Dank im Voraus!
Flo

Grüß dich,
Also das musst du Angart schon selber fragen, ich bin ja kein Bekannter von ihm, sondern nur ein Buchkäufer und Seminarbesucher. Ich weiß auch nicht, ob er nur das zu Tragen zu schwacher Brillen problematisch findet oder das völlige Abnehmen der Brille.
PS: Einmal kurz durchgescrollt... hier. September 1929. Keine zwei Jahre vor William Bates' Tod, von seiner Ehefrau verfasst (die mit ihm zusammen durchgehend die Praxis betrieb). Ich bin jetzt wirklich sehr neugierig, worauf Herr Angart sich da bezog mit seiner Aussage... :|
Ich glaube, du hast dir selber die Antwort gegeben. In dem von dir zitierten Artikel steht nämlich auch folgendes:
"Children are more ready to discard their glasses than are adults and for that reason there are more children cured without glasses than adults, and in a shorter time. Some patients who come to us for treatment have been wearing eye glasses that are very weak in power and yet they say they cannot possibly do without them. Doing without glasses a little longer each day is a good way to begin. If one has been wearing glasses for a long time, it is much easier for the patient to gradually do without them, if he is not under treatment for the removal of glasses."

Ich kann Angarts Empfehlung (die ja viel spezifischer ist) halt nur aus eigener Erfahrung bestätigen. Habe schon zweimal links recht stark abgeschwächt und damit keinen Erfolg gehabt. Bei leichter Erhöhung der Gläser gings dann plötzlich. Und ein wichtiger Grund bei mir, warum ich die Gläser trage, ist ja auch, dass ich ungleich starke Augen habe und vermeiden will, dass durch das völlige Weglassen der Brille nur das bessere Auge die Arbeit macht und das andere zurückbleibt (was mir ja bereits passiert ist, wie du an meiner Signatur sehen kannst).

Servus
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Beitragvon Flo » 03.08.2012 16:28

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Beitragvon chris1 » 03.08.2012 20:21

Hallo Flo,

natürlich habe ich Kunstlinsen drinnen, da hätte ich mich sehr beschwert, wenn ich keine gekriegt hätte. Mit denen seh ich in die Ferne wunderbar und in der Nähe - naja, so wie die meisten Leute in meinem Alter..

Meine Probleme waren VOR der Operstion, da war ich bis zu -13 Dioptrien kurzsichtig und das ist sehr lästig, vor allem, wenn man keine so starke Brille mehr kriegt. Ich bin heut noch verwundert, dass mich die Leute noch alle grüßen - ICH hab die Leute lange nicht gegrüßt. Manche hab ich vorher schon Jahre nicht mehr gesehen, sind mir erst wieder nach der Operation untergekommen :D

Tatsache ist, dass es ein Leben neben dem Augentraing gibt.
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Beitragvon 360er » 03.08.2012 23:46

@360er: Schön dass Du ihren Text komplett gelesen hast. :) Exakt! Sie sagt: WENN eine Sehhilfe komplett unvermeidbar ist (ob nun aufgrund von zu starker psychischer/nervlicher Belastung des Patienten wenn die Sehschärfe erstmal "direkt in den Keller plumpst" oder aufgrund von praktischen/legalen Gründen) dann soll man sie halt verwenden. Aber immer mit dem Ziel, von ihr so bald als möglich so komplett wie möglich abzulassen und sich zuende auszuheilen bzw. sich ausheilen zu lassen. Von Unterkorrigierung (und darum ging es ja) steht da kein Wort. Und das ist für mein Dafürhalten auch gut so, wenn man den Gedankengängen von "happysight" zu folgen bereit ist.

Muss dich leider enttäuschen, habs nicht gelesen, sondern bei der Bates-Association (was immer das ist) als Beleg für die Sinnhaftigkeit unterkorrigierter Gläser gefunden: http://www.seeing.org/intro/faq/faq16.htm

Wegen Herrn Angart: Hatte ich es doch richtig in Erinnerung... Du bist einer seiner Seminarteilnehmer.! :D Dann sprich ihn doch einfach bei einer der nächsten Veranstaltungen einmal darauf an, dass er Bates möglicherweise in dieser Sache falsch verstanden hat. Er freut sich möglicherweise ja sogar darüber, wenn ein ihm bereits bekannter Seminarteilnehmer es ihm erklärt

Ich war ja schon dort, das ist ja keine Dauerveranstaltung. Unabhängig davon - für wie ahnungslos hältst du den eigentlich? Ich bin beileibe kein Fan, aber vielleicht schaust du dir mal seine - leider etwas unübersichtliche - Webseite an (am besten die englische http://www.vision-training.com/ - dort kannst du bei der Suchfunktion mal "William Bates" eingeben - als Direktlink habe ich nur das gefunden: http://www.vision-training.com/en/Bates/). Es ist wohl ziemlich offensichtlich, dass er sich mit dem Thema, auch mit Bates, ziemlich ausführlich beschäftigt hat und seine Gründe (nicht nur kommerzielle) haben wird, warum er nicht genau das Gleiche von sich gibt.

Unabhängig davon, was in der Theorie "am richtigsten" ist: Die "reine Lehre" hat halt einen großen Nachteil, auf den dieser Thread ja hinweist: Für einen großen Teil der Fehlsichtigen ist sie völlig unbrauchbar, weil ein normales Leben für sie ohne Brille nicht möglich ist. Warum glaubst du hab ich die Sehtrainingsbücher, die ich schon vor 25 Jahren kannte, damals ins Eck gestellt? Eine Methode, die von mir verlangt, meine Brille mit fünf Dioptrien ohne Kompromiss immer abzunehmen, kommt, wenn ich am Leben teilhaben will oder muss, halt einfach nicht in Frage. Ich nehme an, dass das auch einer der Gründe ist, warum Bates von der Geschichte bisher so hartnäckig ignoriert wurde. Ich bin heilfroh, dass es Leute gibt, die sich bemühen, aufbauend auf Bates' Erkenntnissen einen praktikableren Weg zu finden. So hab ich zumindest schon mal gut die Hälfte des Weges geschafft, was mir mit Bates pur nie passiert wäre.

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