doch kein Anstieg der Kurzsichtigkeit in Deutschland?

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doch kein Anstieg der Kurzsichtigkeit in Deutschland?

Beitragvon Nicole » 03.04.2012 11:17

Ratet mal, von wann das ist:

Der Zweck vorliegender Schrift soll sein, die Möglichkeiten darzulegen, die gegeben sind, um den ständig zunehmenden Augenerkranungen und Erblindungen vorzubeugen, die heute so viele Menschen, oft noch in den besten Jahren, zur Untätigkeit verurteilen.
[...]
Die Ursache für die sich mehrenden Erkrankungen der Augen liegt in vielen unabänderlichen Bedürfnissen dieser Zeit begründet. In den industriellen Betrieben sind es nicht nur die häufig ungesunden Gase, die große Hitze, die dem Auge wie dem ganzen Organismus schädlich werden; in erster Linie ist es die sogenannte Naharbeit, die für das menschliche Auge, das in seinem natürlichen, entspannten Zustand für das Sehen in die Ferne eingestellt ist, zur dauernden Schädigung wird.
Es sind die feinen Handarbeiten, die genaues Fixieren auf nahe Entfernung erfordern, vor allem aber ist es das Lesen und Schreiben, das, wie wir sehen werden, oft schon dem kndlichen Auge zum Verhängnis wird, namentlich auf den höheren Schulen, wo die Kinder gezwungen sind, während ihrer Entwicklungsjahre viele Stunden des Tages über Bücher und Schreibereien gebeugt zu verbringen.
Und wie viele Eltern, die gerade nur mit Mühe und Not die Kosten dafür aufbringen können,lassen ihre Kinder das Gymnasium besuchen!
Hinzu kommt, dass die Abiturientenreife heute für zahlreiche Berufe verlangt wird, die früher ohne diese ausgeübt werden konnten.
[...]
Nachweisbar kommen jedoch schon 3 bis 7% der Kinder kurzsichtig zur Schule.
[...]
Weiter lässt sich nachweisen, dass 35 bis 45% der Jugendlichen als Kurzsichtige das Gymnasium verlassen.
Zuletzt geändert von Nicole am 03.08.2012 15:55, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon dodo » 05.04.2012 20:57

Hm....

könnte relativ neu sein.... aber weil du so schelmisch fragst, ist es bestimmt uralt.

Mein Tipp: 1920.

Wer bietet mehr?

Grüße,
dodo

:troet:
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Beitragvon Nicole » 03.08.2012 15:04

Der obige Text ist von 1930

Ich habe vor wenigen Tagen noch andere interessante Untersuchungen gefunden:

Die erste augenärztliche Untersuchung an Schülern fand 1845
an der Fürstenschule zu St. Afra in Meißen statt, die zu dieser Zeit eine
sehr angesehene höhere Lehranstalt war. Der Bezirks- und Schularzt
Dr. Meding befand, daß, trotz bester Lebensverhältnisse, von den 130
Schülern fast die Hälfte kurzsichtig war. Ähnliche Untersuchungen an
anderen Schulen erbrachten vergleichbare Resultate. (S. 156)
Erst die Ergebnisse zahlreicher Untersuchungen an
wehrpflichtigen Männern brachten es mit sich, daß die These von der
Kurzsichtigkeit als 'Bildungskrankheit', wie sie bis dahin von der Mehrheit
der Ärzte vertreten wurde, revidiert werden mußte. Als Beispiel
können unter anderem die Arbeiten des Kopenhagener Augenarztes
Dr. Tscherning gelten. Von 1880 bis 1881 untersuchte dieser 7.564
Wehrpflichtige aus der Stadt- und Landbevölkerung, und versuchte dabei,
einen möglichen Zusammenhang zwischen Kurzsichtigkeit und beruflich
ausgeübter Naharbeit zu überprüfen. Tscherning unterschied
zwar, wie die meisten seiner Kollegen, zwischen mehreren Myopieformen,
für die er bei verschiedenen Bevölkerungsschichten und Berufsgruppen
eine spezifische Verteilung sah. Entscheidend war jedoch ein
grundsätzliches Ergebnis seiner Untersuchungen, nämlich, „daß die
Myopien über diese Grenze hinaus von Naharbeit ganz unabhängig und
über die gesamte Bevölkerung, ohne Rücksicht auf ihren Grad verteilt“
waren. (S. 164)
Ähnliche Ergebnisse erzielten die Militärärzte Dr. Veszely und
Dr. Hoor in Wien. Sie konnten 1887 anhand der Protokolle eines Garnisonsspitals
feststellen, daß von den 1.405 Militärpflichtigen, die von 1881-1886 untersucht worden waren, 233 „Ungebildete“, hingegen aber nur 130 „Gebildete“ hochgradig kurzsichtig waren. 470 Hoor untersuchte außerdem im Zeitraum von 1891-1895 in einem Garnisonshospital
in Budapest 183 kurzsichtige Wehrpflichtige aus verschiedenen Berufs- und Gesellschaftsklassen,
und stellte die höchsten Grade von Kurzsichtigkeit fast ausschließlich
bei Personen fest, die „zum größten Teil überhaupt keine Schule besucht hatten.“
Zitiert nach: Wingerath: Allmählicher Verlauf der Kurzsichtigkeitsbewegung, S. 340.

Über die Entstehung der Kurzsichtigkeit wurden noch eine ganze Reihe
von Theorien aufgestellt; als ihre Hauptursache wurde allerdings erst
durch die Untersuchungen des Züricher Augenarztes Adolf Steiger erbbiologische
Faktoren erkannt.

Daß ein ähnliches 'Behandlungsprogramm'
im frühen 20. Jahrhundert auch von deutschen Ärzten vertreten
wurde, belegt die Besprechung eines Aufsatzes von Karl Erhard
Weiß mit dem Titel „Ist Kurzsichtigkeit durch Übung der Augen heilbar?“,
die 1915 in der Deutschen Optischen Wochenschrift abgedruckt
wurde. Darin heißt es: „Schon früher und auch noch jetzt während des
Krieges wurde von militärischer Seite empfohlen, zur Heilung der Kurzsichtigkeit
Uebungen im Fernsehen anstellen zu lassen, und behauptet,
daß sich durch solche Uebungen das Sehvermögen so weit bessern
lasse, daß meist das Tragen von Gläsern nicht mehr nötig sei. Demgegenüber
vertritt der Verf. den Standpunkt, der von allen Augenärzten
geteilt wird, daß wirkliche Kurzsichtigkeit einen Fehler im Bau des Auges
bedeutet, und nicht etwa eine 'Schwäche' des Auges.

(Hervorhebungen in rot von mir.)

Quelle:
Der geschärfte Blick
Zur Geschichte der Brille und ihrer Verwendung
In Deutschland seit 1850
Inauguraldissertation
zur Erlangung des Grades einer Doktorin der Philosophie
http://archiv.ub.uni-marburg.de/diss/z2 ... 2-0109.pdf

Also schon 1845 war fast die Hälfte der Schüler einer höheren Lehranstalt kurzsichtig!

Für heute finde ich keine Zahlen......

Experten gehen davon aus, dass mehr als 50 Millionen Deutsche fehlsichtig sind. Sie leiden vor allem unter Kurzsichtigkeit (Myopie). „Zwar gibt es für Deutschland keine aktuellen Zahlen, doch wahrscheinlich sind sie ähnlich den neuen Ergebnissen aus Skandinavien und England“, so Frank Schaeffel, der die Forschungssektion Kurzsichtigkeit an der Universität Tübingen leitet. Demnach sind 35 (Skandinavien) bis 53 Prozent (England) der Studenten kurzsichtig. Dabei scheint Kurzsichtigkeit ein Zivilisationsproblem zu sein.

Quelle:
Kurzsichtigkeit: Risiko für Vielleser - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/gesundheit/ratgeber ... 20649.html

edit: Zahlen von 2011 gefunden:

Die Häufigkeit der Myopie hat in den letzten Jahren in vielen
Ländern zugenommen und es liegen neuere Daten vor z.B. aus
den USA (Zunahme von 1972 – 2004 von 25 auf 41% [35]) sowie
aus Deutschland: Hier liegt der Anteil der kurzsichtigen
Bevölkerung bei 35% (Pfeiffer et al. ARVO 2011, #2506) bzw.
bei 41,3% [19].

Quelle:

Myopie-Update 2011 von F. Schaeffel

DOI http://dx.doi.org/10.1055/
s-0031-1281584
Online-Publikation: 27.7.2011
Klin Monatsbl Augenheilkd
2011; 228: 754–761 © Georg
Thieme Verlag KG Stuttgart

Also nicht wirklich ein Anstieg der Kurzsichtigeit in Deutschland?
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Beitragvon Flo » 03.08.2012 16:52

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Beitragvon Nicole » 03.08.2012 17:02

Naja, man darf nicht alles für bare Münze nehmen. :wink:

Interessant finde ich die "uralten" Zahlen dennoch.
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Beitragvon Flo » 03.08.2012 17:26

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Beitragvon Nicole » 03.08.2012 17:35

Habe gerade mit Schaeffel gemailt - er kannte die Zahlen von früher noch gar nicht.

Soooooooo.........was machen wir jetzt mit den "Ungebildeten" und der Kurzsichtigkeit?
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Beitragvon Flo » 03.08.2012 18:21

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Beitragvon Nicole » 03.08.2012 18:26

Ich meinte es in Hinblick auf:

Entsteht Myopie durch Naharbeit oder Vererbung oder was?
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