Erfahrungen ohne Sehhilfe im Alltag

Akkomodieren, Fusionieren, Lichtbaden, Lichtblitzen, Palmieren, Visualisieren u.a.

Erfahrungen ohne Sehhilfe im Alltag

Beitragvon unklar01 » 05.09.2013 20:10

Ein Weg zum normalen Sehen, wie es zum Autofahren erforderlich ist mag lang sein. Ob man dies je erreichen wird, ist alles andere als sicher. Vor einiger Zeit hatte ich in diesem Forum einmal gefragt, ob jemand diesen Eintrag im Führerschein durch Sehtraining komplett loswerden konnte. Die Anzahl an Rückmeldungen war nicht so hoch. Vielleicht gibt es aber mehr von Euch, die sich entschlossen haben, sich künftig ohne Sehhilfe zurechtzufinden. Welche Erlebnisse und Erfahrungen habt Ihr gemacht und wie organisiert Ihr euer Leben neu und anders?
Selbst war ich anfangs relativ unsicher so auf die Straße zu treten, da ich vor allem andere Leute nicht erkannte, was damals auch schon einmal dazu führte, dass meinerseits eine blau-schwarze Altpapiertonne für eine Person gehalten (und gegrüßt) wurde ;-) .


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Re: Erfahrungen ohne Sehhilfe im Alltag

Beitragvon merukando » 05.09.2013 20:35

unklar01 hat geschrieben:Ein Weg zum normalen Sehen, wie es zum Autofahren erforderlich ist mag lang sein. Ob man dies je erreichen wird, ist alles andere als sicher. Vor einiger Zeit hatte ich in diesem Forum einmal gefragt, ob jemand diesen Eintrag im Führerschein durch Sehtraining komplett loswerden konnte. Die Anzahl an Rückmeldungen war nicht so hoch. Vielleicht gibt es aber mehr von Euch, die sich entschlossen haben, sich künftig ohne Sehhilfe zurechtzufinden. Welche Erlebnisse und Erfahrungen habt Ihr gemacht und wie organisiert Ihr euer Leben neu und anders?
Selbst war ich anfangs relativ unsicher so auf die Straße zu treten, da ich vor allem andere Leute nicht erkannte, was damals auch schon einmal dazu führte, dass meinerseits eine blau-schwarze Altpapiertonne für eine Person gehalten (und gegrüßt) wurde ;-) .


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Hallo Unklar,

es ist sicherlich nicht einfach und erfordert einen sehr starken Willen und viel Geduld. Ich weiß nicht, ob ich diesen Weg jemals eingeschlagen hätte, wenn ich mit Brille eine Sehleistung von 100% gehabt hätte. Meine Motivation ist der Weg zurück in ein scharfsichtiges Leben - mit oder ohne Brille.

Auf meinen ersten Spaziergängen ohne Brille waren Menschen riesige Kugeln, die dann über Wochen und Monaten schrumpften und zu dünnen Strichen wurden. Seit etwa 3 Monaten werden diese Striche nun immer dicker und entsprechen besonders bei Sonnenschein schon gut der "normalen" Gestalt, sie sind aber noch von einem nebligen Umhang umgeben.

Anfangs war ich sehr schreckhaft, was sich über die Monate legte. Nun macht mir selbst eine Wespe im Eisbecher keine Angst mehr, weil ich sie (auch ohne Brille) sehe, oder besser gesagt, auch rechtzeitig sehe. Vieles verliert den Schrecken, wenn man es rechtzeitig kommen sieht oder immer im Blick hat. Anfangs sah ich die Fahrräder nicht, die mir entgegenkamen und ich erschreckte mich jedes Mal. Nun sehe ich sie schon von weitem :)

Ich hätte sicherlich zu Anfangszeiten des Augentrainings ebenfalls eine Mülltonne für einen Menschen gehalten oder wäre gar dagegen gerannt, weil ich sie nicht hätte sehen können.

Als ich die Brille ganz wegließ, beherrschte für ein paar Wochen die Unordnung mein Leben, aber das legte sich, als ich lernte, auch ohne Brille genauer hinzuschauen, d.h. einfach näher heran zu gehen und notfalls den Boden auf Knien zu putzen.

Mein Laptop steht auf einer hohen Box, sodass ich mich nicht zu sehr vorbeugen muss bzw. mein Rücken relativ gerade bleibt.

viele Grüße und viel Erfolg

merukando
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Beitragvon unklar01 » 08.09.2013 20:47

Hallo Merukando,

vielen Dank für deinen Überblick. Der Ausgangspunkt meinerseits auf die damals schon länger benutzte Sehhilfe zu verzichten ist in der Art zu beschreiben, dass schlecht/gute Sehen einmal ein Thema zwischen Kollegen war und ich hier mit einbezogen wurde oder man sich auf mich bezog. Grundmeinung war, dass es nicht an 'den' Augen liegen soll. Punkt! Ob dies nun immer so festgelegt werden kann, mag auch wieder bezweifelt werden.

Jedenfalls ist es schwierig zu formulieren was so etwas auslöst. Einerseits ist man ein wenig beleidigt dies mitgeteilt zu bekommen. Man fühlt sich vielleicht, falls dies stimmt, rückwirkend veralbert. Die vielen Jahre mit Brille – war das alles um sonst? In dem Moment dachte ich mir, wenn ihr der Überzeugung seid, dann müsst ihr auch damit klar kommen, dass jemand danach handelt. Somit habe ich meine Brille erst seltener, dann nicht mehr aufgesetzt und später diese und alle weiteren wirklich kaputt gemacht, damit die Versuchung erst gar nicht mehr entsteht und falls mich jemand gefragt hätte, ob ich eine Brille habe, ich auch 'nein' sagen konnte.

Hier beginnt das Zurechtfinden aber erst richtig. Wie kommt man z.B. Arbeitsleben klar? Auch heute noch nach schon wirklich langer Zeit gibt es situationsbedingt Dinge die ich nicht gleich sehe und ich merke dann schon wie das Thema aufgegriffen werden soll. Die Logik ist immer klar: Du kannst das nicht sehen, dann brauchst du eine Brille! Wer beginnt dann schon mit große Diskussionen? Das ist auch nicht gewollt. Es gibt Leute, die würden einen liebend gerne zwingen eine Brille zu tragen, so sie es denn dürften. Zum Glück geht dies nicht. Man kann jemanden nur von bestimmten Tätigkeit ausschließen, was allerdings auch sehr schlimm sein kann. Ein nächster existenzieller Punkt ist die Mobilität. Allein erst einmal auf das Autofahren zu verzichten war eine große Überwindung. In Städten mag das weniger schwierig sein, aber in ländlichen Gegenden schon. Wer fährt denn da eigentlich noch Bus? Man beginnt sich mit den Netzfahrplänen auseinanderzusetzen, wie man wohin kommt, wie dies läuft und versteht dann wieder warum sich andere lieber ins Auto setzen – weil manches mangelhaft organisiert ist und Vorschläge nicht sinnvoll umgesetzt werden.

Kürzlich betrachtete ich einen Wegweiser der in weiter Ferne stand und versuche herauszubekommen in welche Richtung er zeigt. Erst war es links, dann rechts und ein bisschen links, dann beide, dann waren es zwei Wegweiser(einer leicht versetzt nach unten, etwas verwaschen) am Ende aber wieder nicht und dann hab ich's bleiben lassen drauf zu sehen. Hinterher hat sich gezeigt, dass es doch der richtige Richtung war, welche ich da einschlug.

Die Lösung mit dem Laptop kann ich übrigens teilen. Mein Netbook steht auf Holzklötzen, etwa 7 cm höher. Der Aufklappwinkel des Displays war so knapp bemessen, dass man sich förmlich ducken musste um senkrecht daraufsehen zu können.



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