[Vorstellung] Missverständnisse sind 'ne üble Sache... [Flo]

Hier ist Platz für alle kleinen und grossen Erfolge auf dem Weg zur Verbesserung der Sehleistung. Ausserdem könnt ihr euch hier vorstellen.

(Serie A) 017 [zweite Version]

Beitragvon Flo » 02.03.2012 06:30

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chris1 hat geschrieben:Könntest du vielleicht in kurzen Worten (stell dir vor, du musst es per SMS schicken) im Deutsch des 21. Jahrhunderts die Grundsätze des zentralen Sehens erklären? Oder sagen wir mal: Erklär es so, dass es ein fünfjähriges Kind versteht


Diesen Ansatz...

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... den finde ich sehr gut. Bild

Ich habe weiter oben daraufhin ja eine Bates eine "Color-SMS" "angedichtet" (weiter unten in diesem Text ist sie noch einmal eingebunden)... diese am besten nun noch einmal langsam und ganz in Ruhe durchlesen und dabei versuchen, das Geschriebene so gut es geht zu verstehen – und es dann während des Weiterlesens meiner Erklärungen "im Hintergrund" mitlaufen lassen.

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Vorweg zur Erklärung: Mit Schauen meine ich stets die geistige Wahrnehmung von Seheindrücken innerhalb des Gesichtsfeldes. Und Schauen steht stets für das, was wir mit den körperlichen Augen tun bzw. was sie "von sich aus" sowieso tun... also der aktive bzw. passive Ausrichtungsvorgang, die passiv stattfindenden durch den Lichteinfall bedingten Netzhautanregungen, die dann in den Sehzapfen- und Sehstäbchenzellen weiterwirken und als elektrische Signale von ihnen ausgesandt werden... um dann ins übrige Nervensystem zu gelangen usw... also: der körperliche Aspekt des Sehens – dessen objektives Ergebnis wir dann wiederum subjektiv (also geistig) wahrnehmen können.


''Bates'' per ''SMS'' hat geschrieben:1. Lies Rechtes Sehen ohne Brille, bis Du es in all seinen entscheidenden Aspekten möglichst komplett verstanden hast - das ist aus meiner Sicht für jedermann erreichbar, denn Bates bedient sich einer sehr klaren Sprache. // 2. Schaue, was Du gerade (ungefähr) anschaust. Wenn Du eine Stelle ausfindig machen kannst, die klarer, deutlicher, aufgelöster... ... also in irgendeiner Weise "besser erkennbar"... erscheint, als die momentan betrachtete, schaue nun auf diese andere Stelle. – Wiederhole dies nun fortlaufend. Darin besteht die eigentliche Sehpraxis dieser Methode. Mit wachsender Praxiserfahrung wird die Sehschärfe dadurch auf natürliche Weise (wieder) ansteigen und die Fähigkeit, die bewusste Sehaufmerksamkeit immer weiter einzugrenzen, ohne dabei in "Sehmatsch" zu versinken, soweit anwachsen, dass schließlich auch eine einzelne punktgroße Stelle visuell klar erkenn- bzw. einzeln registrierbar wird (sofern Bedarf bzw. Anlass für eine derartig weitgehende Eingrenzung der Sehaufmerksamkeit besteht). – Womit Du in dem Falle "maximal präzise" schaust, ist ein relativ kleiner Teil der Stelle maximal scharfen Sehens. Und was Du in dem Falle "maximal präzise" anschaust, ist die bzw. eine kleinstmögliche Stelle innerhalb des momentan gerade wahrnehmbaren Gesichtsfeldes – bei gleichzeitiger Abwesenheit jeglicher Brechungsfehler. // 3. Zum Ausruhen der Augen im Falle von unter Umständen auftauchenden, sich verstärkenden und immer irritierender werdenden Augenempfindungen: Schaue auf die tiefschwärzeste Stelle in Deinem Blickfeld, die Du finden kannst, gerne auch auf größere mehr oder weniger homogene Flächen und ruhe Deine Augen bzw. Deinen Geist dabei möglichst gut und gründlich aus. Tiefes Schwarz gibt es zumeist immer irgendwo innerhalb des Gesichtsfeldes, achtet einmal darauf. Bates hat einmal geschrieben: "Schwarz ist ubiquitär." – Falls aber wider Erwarten tatsächlich momentan keinerlei auch nur annähernd schwarze Stellen zu finden sind, schließe die Augen und decke sie gegebenenfalls sogar mit den Handtellern ab. Oder unterbreche die Praxis für den Augenblick ganz. // 4. Werde mit der Zeit und wachsender Sicherheit in der Methode "wagemutiger", was die Auswahl der jeweils betrachteten Sehobjekte angeht.)


Ich weiß nicht, wem es aufgefallen ist... in der verwendeten Farbcodierung stecken – anfangs auch für mich unerwartete – Möglichkeiten, Dinge auszudrücken, die sonst mit Worten gar nicht, oder nur mit sehr, sehr langen und ausführlichen Begleittexten sinngetreu vermittelt werden können. Aber mit Sicherheit weiß dennoch nicht jeder, was genau von mir ausgesagt werden soll mit bestimmten Variationen in der Farbe und in der Satzkonstruktion. Aber Spekulationen, was genau gemeint ist, sind ja unnötig, solange ich noch hier bin. Ich möchte daher jetzt an den entscheidenden Stellen erläutern und vertiefen:

A: "Stelle bzw. Stelle": Das bedarf auf jeden Fall einer weitergehenden Erläuterung, wenn man verstehen will, dass dies zwei klar voneinander zu unterscheidende Dinge sind.
B: "schaue nun": Hiermit ist die Wirkung des geistigen Anteils des Sehprozesses auf den körperlichen (in obigem Sinne) gemeint. Erläuterungen hierzu sind ebenfalls sinnvoll.


Beginnen wir mit A:

Die Stelle schärfsten Sehens, sofern es denn eine solche gibt, befindet sich natürlich irgendwo auf der Netzhaut. Ich beginne daher mit meiner Beschreibung einfach einmal irgendwo am äußeren Rande der Netzhaut, in der begründeten Vermutung, dass wir uns bei diesem Vorgehen noch außerhalb dieser Stelle befinden und so somit von außen nach innen erforschen können. Das heißt, wir nähern uns dann Schritt für Schritt im Geiste immer weiter dieser Stelle (quasi im "Gleitflug" über die Netzhautoberfläche) und haben dann die Möglichkeit ihre innere Struktur vollständig zu überstreifen.

Zunächst sind lockere Gruppen von "Mischwald" bestehend aus sogenannten Zapfenzellen (Sinneszellen, zuständig für Farbsehen) und sogenannten Stäbchenzellen (Sinneszellen, ausschließlich zuständig für Hell-/Dunkelwahrnehmung, sie sind daher besonders lichtempfindlich) erkennbar. Allerdings liegen diese "Wälder" gewissermaßen "unterirdisch". Das heißt sie sind in ein Netzhautgewebe "eingelassen", das sie umgibt und dadurch schützt, ernährt und kommunikativ an das Zentralnervensystem ankoppelt. Ein gewisses Maß an Lichteinbuße ist durch diese vollständige Einbettung natürlich stets vorhanden, aber das ist nicht allzu kritisch. Wäre es anders, könnten wir ja nichts sehen. ;) – Über die ebenfalls eingebetteten Nervenzellen speisen diese Stäbchen- und Zapfenzellen ihre Signale bündelweise in das Nervensystem ein. Das bedeutet, dass mehrere Zellen hier gemeinsam zu einem einzigen Signal beitragen, welches dann im Anschluß "gemittelt" an das Zentralnervensystem weitergegeben wird. Fällt nun das Licht, welches von "oben" – also aus der Richtung der Augenlinse – kommt, auf diesen "lockerbestandenen Mischwald mit Signalbündelung", so ist die letztendliche optische Winkelauflösung des visuellen Seheindruckes, der aus den entstehenden Signalen vom Zentralnervensystem "berechnet" wird, relativ gering.

Erläuternder Einschub zum Begriff Optische Winkelauflösung: Der Winkel zweier beliebiger einfallender Lichtstrahlen zueinander wird bestimmt, indem man sie gedanklich vom Mittelpunkt der Augenlinse aus auf die Netzhaut herabfallen lässt. Nun lässt sich aus dem Abstand der Auftreffpunkte und dem Abstand der Auftreffpunkte vom Augenlinsen-Mittelpunkt mittels elementarer trigonometrischer Berechnung der Winkel der beiden Strahlen zueinander bestimmen. – Haben nun zwei Sinneszellen(bündel) einen gewissen räumlichen Abstand zueinander auf der Netzhaut, so ergibt sich die in diesem Falle maximal mögliche optische Winkelauflösung als gerade dieser Differenzwinkel zwischen zwei Lichtstrahlen, die auf diese beiden Sinneszellen(bündel) treffend gedacht werden.

Bewegen wir uns nun gedanklich weiter in Richtung der Region, wo die Lichtstrahlen, von der Augenlinse kommend, senkrecht(er) herabfallen, so bemerken wir, dass der "Sehzellenwald" langsam beginnt, dichter und weniger ungleichmäßig verteilt zu sein. Immer noch ist es "Mischwald", der – je weiter wir uns in diese Richtung bewegen – immer mehr zu einem "Zapfenwald" wird. Dass hat zu Folge, dass diese Region zunehmend farbgetreuere und optisch höher aufgelöste Bilder liefert. "Seitlich am Wegesrand" sehen wir eine ungewöhnliche, weil komplett sehzellenfreie Stelle. Diese Stelle markiert die evolutionäre Lösung des vor Äonen durch die Entwicklungsgeschichte des Auges aufgetretenen Problems: "Wie schließe ich diese hochkomplexe "Datensammelfläche" Netzhaut an das "Datenkabel" Sehnerv an?" Beim Menschen ist das auf eine Weise gelöst, die für eine bestimmte Region "Baumfreiheit" erzwingt. Zur Anschauung, siehe diese Skizze. Aber diese "Lücke im Blickfeld", der sogenannte Blinde Fleck, wird vom Bewusstsein (normalerweise) nicht wahrgenommen, da eine geeignete Interpolationsroutine des Zentralnervensystems diese im Sehalltag stets "sinnvoll" mit Umgebungsdaten füllt bzw. kaschiert. Ein gutes Beispiel für den hohen Grad an Ausgereiftheit des biologischen Sehapparates im Wechselspiel mit neurologisch getragener Sehkognition.

Je weiter wir uns gedanklich der Stelle genau unter dem Zentrum des einfallenden Lichtkegels nähern, um so dichter stehen die Sehzellen beieinander, die Winkelauflösung nimmt immer schneller zu. Dann wird langsam im Zentrum eine kreisförmige Zone mit einem Gesamtdurchmesser von etwa 5.5 Millimetern sichtbar. Diese Kreisfläche mit allem, was sich darin befindet – mit allem, was wir gleich noch sehen werden – wird Macula Lutea genannt... der "Gelbe Fleck". Die äußeren 1.5 Millimetern sind interessanterweise praktisch ausschließlich mit Stäbchenzellen bestanden. Tatsächlich gibt es nirgendwo sonst auf der Netzhaut eine Stelle, die dichter und ausschließlicher mit Stäbchenzellen bestückt ist, als diese. Das heißt, mit diesem Ring voller Stäbchenzellen können wir extrem gut helligkeitsaufgelöst schauen. (Eine Tatsache, die Astronomen gerne ausnutzen, wenn sie lichtschwache Objekte sehen wollen. Sie schauen dann "ganz knapp vorbei" an dem Objekt um es (besser bzw. überhaupt) wahrnehmen zu können.) Diese Ringfläche trägt den Namen Perifovea (also die "Drum-herum-Fovea") Wir werden gleich noch zwei weitere Foveas kennenlernen.

Bewegen wir uns nun gedanklich weiter und lassen die Zone der Perifovea hinter uns, so erkennen wir, dass sich auf der inneren Seite ringsherum rasch die Art der "Bewaldung" ändert: Die Sehzellen sind weiterhin sehr dicht gepackt, ja die Dichte nimmt sogar weiterhin zu, aber der Anteil an Sehstäbchen nimmt rapide ab. Der Anteil an Sehzapfen dagegen steigt ebenso rapide an. Dieses ebenfalls ringförmige Gebiet nennt sich Parafovea (also die "Neben-Fovea"), etwa 0.5 Millimeter umfasst diese Zone der "Umbewaldung".

Verlassen wir auch diese Zone, so erreichen wir die eigentliche (Haupt-) Fovea, eine kreisförmige, leicht abgesenkte Fläche, auf der der Stäbchenanteil zum Zentrum hin immer weiter absinkt, bis er schließlich ganz Null erreicht. Die innersten 0.35 Millimeter sind bereits ausschließlich von Sehzapfen bestanden. Diese Zone heißt Fovea centralis. Einschub: Manchmal werden die Begriffe Fovea und Fovea centralis gleichbedeutend verwendet. Ich halte das für nicht sinnvoll und folge der "anderen Schule", da sie eine genauere Beschreibung erlaubt. Die leichte Absenkung der Fovea erklärt sich so, dass die lichthinderliche Gewebsschicht hier besonders dünn ist. Das hat zur Folge, dass das einfallende Licht noch etwas ungedämpfter detektiert werden kann, als außerhalb dieser Zone. Die Lichtrezeptoren der Zapfenzellen liegen hier quasi "frei(er) am Licht". Aufgrund dieser Absenkung des Untergrunds nennt man die Fovea auch "Sehgrube" oder "Sehgrübchen". Ein anderer schöner Name für die Fovea centralis ist Foveola. In ihr sind nur noch zwischen einer und drei Zapfenzellen jeweils an ein Nervenbündel angeschlossen. Die optische Winkelauflösung ist fast an ihrem Maximum angelangt.

Die innerste, 0.1 Millimeter durchmessende Stelle dieser 0.35 Millimeter großen Kreisfläche, verdient nun eine genauere Betrachtung. Sie trägt den Namen Foveola centralis, oder Zentralfoveola. In ihr befinden sich etwa 2600 besonders geformte Zapfenzellen. Sie sind schlanker, als die normalen Zapfen, wodurch es möglich ist, dass sie besonders dicht in bzw. auf der Netzhaut beieinander stehen. Namentlich in einem dichtestmöglich gepackten "Sechseckmuster" ("Hexagonale Anordnung".) Jede einzelne dieser 2600 innersten Netzhautzellen hat hier seine ganz eigene "Datenleitung" zum Zentralnervensystem (es findet also keine Daten-"Mittelung" statt). Somit ist hier die nervensystemische Auflösungsgenauigkeit maximal geworden. Der Abstand zweier Zapfen beträgt hier nur noch ungefähr 3 Mikrometer, was für die optische Winkelauflösung des menschlichen Auges einen Wert von ungefähr 30 Bogensekunden ergibt. Ich bezeichne den sich daraus ergebenden Visus (der Wert beträgt hier gerade genau 2.0, siehe weiter unten für weitere Erläuterungen hierzu) für gewöhnlich in meinen Texten als den physiologischen Visus.

Wir sind nun am Ziel des gedanklichen Streifzuges über die menschliche Netzhaut angelangt, denn das, wir nun vor uns sehen, das ist die Stelle des schärfsten Sehens. Eine kreisrunde höchst sensible Detektorfläche mit 2600 besonders schmal geformten Zapfenzellen, die unter bestmöglichen optisch-physiologischen Grundbedingungen das eingehende Licht aufzunehmen und weiterzureichen imstande ist. Mehr nicht. Aber auch nicht weniger.

Projizieren wir diese innerste Zone nun geometrisch von innerhalb des Auges nach außen in den Sehraum außerhalb des Auges zurück, um herauszufinden, wie groß die Blickfeldausschnitte denn sind, die mit dieser Stelle schärfsten Sehens denn in Bezug auf verschiedene äußere Sehobjekte jeweils visuell erfasst werden können. Dazu stelle man sich einen Lichtkegel vor, dessen unterer Rand dem Rand der 0.1 Millimeter großen Zentralfoveola entspricht und dessen Spitze im Zentrum der Augenlinse endet. Nun denkt man sich einen zweiten Kegel, mit der selben Achsenausrichtung und einer Kegelspitze, die die erste Kegelspitze gerade berührt (sozusagen ein an der gemeinsamen Spitze gespiegelter Geisterkegel), der sich nach außen aufweitet, statt in Richtung Zentralfoveola. Dieser zweite äußere "Suchscheinwerfer-Kegel" wird nun auf ein Objekt gerichtet.

Zeichnen wir im Geiste nun auf die Oberfläche des Objektes eine geschlossene Kreislinie gerade dort, wo die Außenfläche des Kegels das Objekt trifft, so können wir erkennen, welcher Ausschnitt des Sehfeldes gerade Licht auf die Zentralfoveola wirft. Der innere Kegelwinkel (von der Linsenmitte zum Rand der Zentralfoveola) beträgt 20 Bogenminuten (= 1/3 Grad). Also ist das im äußeren Kegel genauso. – Im Überblick stellen sich die inneren Regionen mit den jeweils höchsten Sehzellendichten in beiden Augen so dar (die jeweiligen Winkeldurchmesser der ihnen jeweils entsprechenden Gesichtsfeldregionen sind mit eingetragen):

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Daraus folgt zum Beispiel, dass Objekte mit einer Größe von mehr als 20 Bogenminuten nicht vollständig auf die Zentralfoveola abgebildet werden können. Kleinere dagegen schon. 20 Bogenminuten? Das ist nicht gerade klein... ein Objekt in 30 Zentimetern Abstand zum Auge umfasst diesen Winkel, wenn es einen Durchmesser von etwa 2 Millimetern hat. Das ist etwa so groß, wie diese Buchstaben: A B C D E ... Ein anderes Beispiel: Der Mond am Himmel hat einen Durchmesser von etwa 30 Bogenminuten. Das bedeutet, dass die Stelle schärfsten Sehens etwa zwei Drittel des Monddurchmessers beträgt. Also sieht das ganze so aus:

Bild

Soviel bis hierher zur Stelle schärfsten Sehens. Bild


Die Stelle schärfsten Sehens dagegen ist eine vollkommen eigenständig zu betrachtende Angelegenheit.
Und jetzt gilt es, besonders gründlich zu lesen, denn hierbei sind einige Verständnishürden zu nehmen.

Wenn man nur oberflächlich über das oben gesagte nachdenkt, könnte man zu folgendem Schluß kommen: "Oh, zwei Drittel vom Vollmond (oder Buchstaben von dieser Größe) kann ich mit so einem Apparatismus auf einen Blick vollkommen scharf sehen? Wunderbar. Dann mache ich das doch einfach mal!" – Aber den dauerhaften Seheindruck "Das Bild (z.B. von der unteren Hälfte des Mondes) ist komplett scharf. Überhaupt... was auch immer ich anschaue, und wie ausgedehnt auch immer ist, alles ist immer genau so scharf, wie ich es möchte – nämlich vollkommen scharf." können nur Leute haben, die es – neben der neurologisch-muskulären Fähigkeit zur vollständigen Akkomodation – gelernt haben, das Signal von runter bis zu zwei zentralfoveolaren Detektorzellen bewusst zu "hören" (eigentlich "zu sehen") und geistig auzuwerten. Also weit weniger, als das gesamte 2x2600-Sehzellen-"Signalkonzert".

Und das ist dann auch die Stelle, an der es etwas tückisch und zugleich auch etwas diffizil wird... aber auch interessant und spannend zugleich. DENN: Wie kann man "volle Sehschärfe" definieren? Natürlich so: Man bietet ein Objekt dar, welches ein Merkmal enthält, das man nur dann erkennen kann, wenn man perfekt akkomodiert hat – ein Merkmal also, das gerade einen optischen Winkeldurchmesser von 30 Bogensekunden hat. Kann man dieses zweifelsfrei erkennen, so entspricht das dann einem Visus von 2.0. Eines der elementarsten in praktischer Verwendung befindliche Prüfobjekt für eine derartige präzise Visusbestimmung ist:

Der Landolt-Ring:

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Wer mehr über das Messen optimaler Sehleistungen und verschiedene Arten des perfekten Objekterkennens lernen möchte, dem sei dieser Text empfohlen. – Die Visusbestimmungstafeln mit Landolt-Ringen sehen dann so aus (Die Frage lautet jeweils: "Wohin zeigt die Öffnung gerade?"):

Bild

Denken wir uns nun all die Ringe bis auf einen einzelnen aus der Visus-2.0-Zeile weg. Mit den Zentralfoveolen in beiden Augen erfassen wir ihn komplett – und noch ein sehr gutes Stück der Umgebung dazu. (Das Folgende ist nur eine Illustration. Will man es realitätsgetreu haben, so wähle man die Betrachtungsentfernung geeignet. Für eine genaue Berechnung der Sollentfernung bei vorgegebener Objektgröße und vorgegebenem Visus, siehe hier.)

Bild

Wollen wir nun diesen Ring geistig entschlüsseln (also erkennen, wohin die Öffnung zeigt...), so bleibt uns nichts anderes übrig, als via Nervensystem den diesbezüglich eingehenden Signalen aus der Zentralfoveola zu "lauschen". Das Entscheidende dabei: Letztenendes sind es nur drei benachbarte Zellen, die eine Aussage darüber treffen, ob "da eine Lücke" ist, oder nicht. Sie senden folgende Signale:

#1: Bild
#2: Bild
#3: Bild

Denkt man das ganz zu Ende, so braucht es sogar nur zwei Zellen, denn der Helligkeitsunterschied an einer der beiden Hell-Dunkel-Grenzen der Lücke ist ausreichend für die Erkennung der Lücke! Spätestens, wenn man einsieht, dass das Auge ja auch von "Rand 1" der Lücke zu "Rand 2" springen kann, begreift man, dass die Signale von zwei Zellen ausreichen. Lasst das mal auf euch wirken: Unser Nervensystem (und somit auch unser Bewusstsein) ist ganz selbstverständlich dazu in der Lage, bis "hinunter" zu zweien dieser 2600 zentralfoveolaren Zapfenzellen gezielt "zuzuhören" – und aus den Unterschieden der beiden "Erzählungen" einen sinnvollen Seheindruck zu gewinnen. Und muss das ja auch können, da nur so die Lücke im Landolt-Ring wahrgenommen (= gesehen) werden kann. Beim Vollscharfsichtigen (sei es nun mit oder ohne Korrekturlinsen vor den Augen) entspricht dies der vorliegenden Situation. Oder doch zumindest immer dann, wenn ein sehr kleines Detail gezielt bewusst betrachtet wird.

Wie gerade gesagt: Auch bei Fehlsichtigen (außer es liegt eine fortgeschrittene Degeneration der Retina vor – was äußerst selten vorkommt und auch ganz eigene unverkennbare Symptome mitbringt) ist die Möglichkeit für diesen extremen Grad an Sehdetailauflösung jederzeit vorhanden... nicht nur, wenn bei ihnen eine präzise Brechungsfehlerkorrektur (z.B. in Form einer Brille) verwendet wird. Mindestens jeder Fehlsichtige, der schon einmal einen Moment klaren Sehens gehabt hat, weiß, dass die scharfen Bilder jederzeit "kommen können"... wenn ihm oder ihr auch vielleicht noch nicht ganz klar sein mag, wie man diesen Zustand durchgehend zu erhalten vermag. Einschub: Die Momente klaren Sehens mögen sich vielleicht ungewohnt anfühlen und man schreckt am Anfang ein wenig davor zurück, aber spätestens wenn einer dieser "glücklichen Momente" länger als ein paar Sekunden andauert, verliert sich irgendwann der Schrecken.

Die Zentralfoveola und auch all die restlichen Zonen der Retina mit ihren jeweils ganz eigenen Eigenschaften (siehe oben) und den jeweils von der Natur so vorgesehenen Winkelauflösungen sind "voll da"... und auch das Nervensystem ist in der Lage die Daten korrekt auszulesen und in Bilder umzusetzen. Das einzige Problem scheint darin zu bestehen, dass beim Fehlsichtigen selten geeignetes "Datenrohmaterial" hereinkommt. Mit anderen Worten: Optimal scharfe Bilder.


Fassen wir A zusammen:

1. Wir haben in jedem unserer beiden Augen eine auf Licht reagierende Netzhaut, welche zur Zentralfoveola hin immer dichter und dichter mit immer feiner und feiner verkabelten Sehzellen bestanden ist. Im Zentrum der Netzhäute befinden sich kreisrunde Flächen mit jeweils ungefähr 2600 speziellen Zapfenzellen, die, was ihre prinzipielle Funktionalität angeht, gleichberechtigt aber einzeln "verdrahtet" sind und an Sehauflösung das liefern, was das Auge maximal an Sehschärfe zu leisten vermag.

2. Ist das optische Bild optimal akkomodiert (wie auch immer es dazu kam), so ist es möglich, Details bis herab zu einer Größe von ungefähr 30 Bogensekunden aufzulösen. Dazu bedarf es der (stets vorhandenen) neurologischen Empfindsamkeit, die unabhängig voneinander gesendeten Signale von zweien benachbarten oder mehr der Zentralfoveola-Zellen gleichzeitig zu registrieren und korrekt weiterzuverarbeiten. Und – beim bewussten und gezielten Scharfsehen – auch der Fähigkeit zur (mehr oder weniger vollständigen) geistigen Einschränkung der Sehaufmerksamkeit auf eine sehr kleine Stelle im Blickfeld. Diese Fähigkeit ist ebenfalls stets vorhanden, allerdings nur dann sinnvoll in ihrer Vollständigkeit anzuwenden, wenn die momentan gerade vorhandene Sehschärfe es auch sinnvoll bzw. zweckmäßig erscheinen lässt, es zu tun.

3. Zudem ist noch zu ergänzen, dass der subjektive Sehschärfeeindruck bei Normalsichtigkeit nicht den objektiven Gegebenheiten der Netzhaut entspricht. Der Normalsichtige sieht "immer überall alles scharf, wohin er auch blickt". Er hat nicht den Eindruck, dass die Sehschärfe nur in einem kleinen Ausschnitt des Gesichtsfeldes optimal ist und dann "nach außen hin" schlechter wird. Diese sehr wünschenswerte optische Täuschung verdanken wir der Evolution, die uns damit ein großes Geschenk gemacht hat. So wie jeder normale Mensch die sehzellenlose Stelle auf der Retina (der "blinde Fleck", siehe oben) nicht wahrnimmt, so nimmt er auch den Schärfeabfall nicht wahr, sofern nicht bestimmte Sehexperimente gemacht werden, die speziell darauf ausgelegt sind, dieses Phänomen sichtbar zu machen. Das letztendliche Bild bei Abwesenheit von Brechungsfehlern erscheint somit (für gewöhnlich, siehe obige Einschränkung) immer im Ganzen brilliant und makellos.


Die großen "Preisfragen" lauten nun natürlich:

Wie verwendet man so ein Auge/Gehirn/Geist-System am geeignetsten, wenn man es denn schon einmal hat?
Und wie kann man es erreichen, dass ein "aus dem Tritt gekommenes" Auge/Gehirn/Geist-System (= "Fehlsichtigkeit") wieder "Tritt fasst" und von da an optimal arbeitet?


Und damit sind wir bei B angelangt:

"[...] die klarer, deutlicher, aufgelöster... also in irgendeiner Weise 'besser erkennbar'... erscheint, als die momentan betrachtete, schaue nun auf diese andere Stelle." Warum ich hier einen Farbverlauf von Blau zu Lila verwendet habe... ja... da habe ich versucht, etwas in der selbstauferlegten Kürze nicht anders Beschreibbares auszudrücken.

Wird im Rahmen der Praxis eine eher grobe Richtungsänderung des Blickes vollzogen, so ist klar, dass auch die Blickrichtung sich ändert. Sie "ändert sich" sozusagen "mit"... was dabei gewissermaßen "im Hintergrund" geschieht ist das folgende: Der willentlich und bewusst ausgeführte Akt des Woanders-Hin-Sehens löst einen Muskelimpuls aus, der die Blickrichtung ebenfalls – mehr oder weniger angemessen – mitverlagert. Bei einem größeren willentlichen Blickwechsel ist das klar, und wir rechnen damit. Eine klare Blickrichtungsänderung wurde ja willentlich vorgegeben, also muss sich auch das Auge neu ausrichten. Was passiert aber, wenn wir versuchen wollten, innerhalb des Blickfeldes eine neue Stelle anzuvisieren, ohne die Blickrichtung zu ändern? Die Antwort der neurowissenschaftlichen Forschung darauf ist eindeutig: "Es geht nicht." Jede willentliche Bewegungsvorstellung löst immer auch einen Muskelimpuls aus.

Lassen wir also den Blick schweifen, so wird immer auch das Auge bewegt. Selbst bei minimalsten Blickverlagerungen werden vom Gehirn Muskelimpulse ausgesandt, die Muskeln reagieren auf diesen Impuls, vollführen so gut es unter den momentanen Umständen möglich ist, die Anweisungen, verändern also die Blickrichtung möglichst zielgemäß und geben dabei ihrerseits Signale in Form eines mehr oder weniger vagen "Muskelgefühls" als Feedback an das Nervensystem zurück. Im Falle beschwerdefreier Muskeln ist da nichts, außer eine "leise" spürbare Bewegungsempfindung. Selbst bei Blickverlagerungen, die sich innerhalb der zentralfoveolaren Grenzen (20 Bogenminuten) bewegen, richtet sich der Blickrichtung immer mit neu aus!

Diese Wirkung von Geist auf Körper - die willentliche Blickverlagerung, die immer auch eine körperliche Blickrichtungsveränderung mit sich bringt, solange man praktiziert – das habe ich mit "schaue nun" gemeint. Genauso ist es auch ein Schauen (das "körperliche Auge" regt auch durchaus immer auch das "geistige Auge" an) – ein zweigliedriges, stets komplett verschränktes Wechsel- bzw. Zusammenspiel von Geist und Körper. – Dieses Phänomen ist für den Menschen unveräußerlich und gleichzeitig sehr vorteilhaft. Denn es entbindet, richtig interpretiert, von der scheinbaren (!) bewusst zu erfüllenden Aufgabe, innerhalb der Praxis in irgendeiner "exerzitatorischen" Weise direkt mit den eigenen Augenmuskeln aktiv und gerichtet so zu interagieren, damit sie "endlich" das tun, was sie "tun sollen". Denn das ist letztlich nur: "Die Augen (möglichst präzise) ausrichten und sie (möglichst vollständig) akkomodieren". Beides wird im Rahmen der oben beschriebenen Praxismethode aus meiner Sicht und Erfahrung unmittelbar geschult. – Wir können mit den Augenmuskeln letztlich nur auf vier grundsätzlich verschiedene Weisen mehr oder weniger indirekt wechselwirken:

a) indem wir den Blick neu ausrichten bzw. den Bereich der zentralen Sehaufmerksamkeit verlagern
b) indem wir (geistige bzw. körperliche) Anspannungen in ihnen aufstauen bzw. aufgestaut halten
c) indem wir (geistige bzw. körperliche)
Verspannungen in ihnen aufstauen bzw. aufgestaut halten
d) indem wir in geeigneter Weise
störenden (also nicht dem oben erwähnten Bewegungsempfinden
d) zuordbaren) Muskelgefühlen "geistig lauschen" und dann zweckmäßig auf sie reagieren, um die
d) direkten Folgen von b) und c) in geeigneter Weise aufzulösen, was prinzipiell immer möglich ist.

Beim Praktizieren beschränkt man sich sinnvollerweise auf a) und d) beziehungsweise (falls möglich) "ganzsehtägig" auf a).

Praktiziert man als Fehlsichtiger nun entsprechend der obigen Beschreibungen und bleibt gleichzeitig in "spürigem" Kontakt mit seinen Seheindrücken (und gegebenenfalls mit weitergehenden Regionen des Geistes), sowie in "spürigem" Kontakt mit seinen Augen (und gegebenenfalls mit weitergehenden Regionen des Körpers), so vereinigt man darin "automatisch" alles, was ein "gutes" Sehverhalten bedingt. Die Sehschärfe erhöht sich mit der Zeit "unweigerlich" und man erlangt – mit wachsender Praxiserfahrung auch in ausgedehnten Bereichen des Gesichtsfeldes – stetig schärfere Seheindrücke – das heißt, "das Blickfeld 'öffnet' sich" – die Phasen optimaler Interaktion von Geist, Zentralnervensystem und Auge (also hier: "Phasen des vollscharfen Sehens") werden immer häufiger, langandauernder, stabiler und leichter erreichbar... also "selbstverständlicher"..., während die Heilung bzw. Genesung weiter voranschreitet. Schließlich werden vom Praktizierenden immer schwierigere Sehherausforderungen gewählt gemeistert. Das letztendliche Verschwinden der Fehlsichtigkeit ist dann erreicht, wenn die willkürliche und bewusst ausgeführte Sehpraxis sich (wieder) zu einer unterbewussten, "automatisch" ablaufenden Prozedur wandelt. Das vollscharfe Sehen ist dann (wieder) selbstverständlich geworden.

Alles klar soweit? Gut. Bild Bild Bild

... und jetzt noch ein kleines Geschenk für alle, die sich auch an Punkt 1. der Bates-SMS heranwagen wollen: Ich habe einmal die Kapitel des Buches Rechtes Sehen ohne Brille (© 1999 Rohm Verlag) nach ihrem Schwierigkeitsgrad eingeteilt. Das ist zwar nur eine subjektive persönliche Einschätzung von mir, aber ich denke, sie ist fundiert und erleichtert sicherlich als Orientierungshilfe dem einen oder anderen den Zugang zu Bates' gesammelten Erkenntnissen, beziehungsweise spendet Mut, dranzubleiben bei der Lektüre:


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Zuletzt geändert von Flo am 26.01.2014 10:54, insgesamt 7-mal geändert.
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Beitragvon Aniram » 02.03.2012 11:05

Also wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, bedeutet das fürs konkrete Üben (zB mit der Sehtafel und dann so weit wie möglich den ganzen Tag über bei allem, was man sieht):

Auf die Sehtafel gucken und herausfinden versuchen, wo genau das gesehene Bild am schärfsten erscheint. Sich dabei bewusst machen, dass diese Stelle nicht unbedingt mit der fokussiertes übereinstimmt - also dass ich vermutlich etwas viel schärfer sehe, das ich nicht direkt anvisiere.

Von da aus dann versuchen, diese Diskrepanz immer weiter zu verringern, indem ich versuche - durch Fokusänderung und indem ich immer kleinere Details anvisiere - bis ich schliesslich zu dem Punkt kommen, indem das Fokussierte auch wirklich das am schärfsten gesehene wird.

Wenn mir das gelingt (auf der Sehtafel beim Üben und schliesslich auch bei der 'Normalsicht') ist die Kurzsichtigkeit verschwunden.

Wäre das die richtige praktische Umsetzung oder wie geht man praktisch am besten vor?
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(Serie A) 018 [zweite Version]

Beitragvon Flo » 02.03.2012 13:18

Hallo Marina! Bild

Marina/Flo hat geschrieben:Also wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, bedeutet das fürs konkrete Üben (zum Beispiel. an der Sehtafel und auch so weit wie möglich den ganzen Tag über bei allem, was man sonst so sieht): Das jeweilige Sehobjekt "grob betrachten" und dann herauszufinden versuchen, "wo genau" man gerade eigentlich "hinguckt". Dabei stets im Bewusstsein halten, dass diese Stelle nicht unbedingt mit der eigentlich beabsichtigten Stelle übereinstimmen muss - also dass gerade (mit den Augen) etwas angeblickt wird, das nicht gerade (mit dem Geist) direkt "anvisiert" wird bzw. "im (geistigen) Fokus liegt".

Dann gilt es, zu versuchen, diese Diskrepanz immer weiter zu verringern. Durch stetige Verlagerung des geistigen Fokus' bzw. der Blickrichtung und indem immer andere Details anvisiert bzw. anblickt werden. - Bis schließlich irgendwann die Situation eintritt, dass das "Fokussierte" bzw. "Anvisierte" auch wirklich das "Angeblickte" ist... mit der Zeit dann auch "bis in kleinste Details".

Wenn das prinzipiell gelingt (an der Sehtafel und auch beim "Sehen im Alltag") ist der Strain bzw. das Strainen, welches der Fehlsichtigkeit zugrunde liegt, verschwunden und die Fehlsichtigkeit verschwindet allmählich mit ihm.

Wäre das eine richtige praktische Umsetzung? Falls nein: Wie geht man praktisch am besten vor?

Ja. Auf der von mir überarbeiteten Variante Deines Textes aufbauend kann eine durchaus volltaugliche Methode zur Wiedererlangung dauerhaft vollscharfen Sehens errichtet werden.
Allerdings empfehle ich dringend, die Warnungen bzw. Empfehlungen in diesem Posting zu beachten. Ansonsten geht das "Experiment" vermutlich über kurz oder lang schief.

Gruß, Bild
Flo

PS: Noch eine Frage an Dich: Ist Deine Sehtafel für Dich subjektiv und tendenziell eher ein Optimum oder ein Pessimum? (Entsprechend der Terminologie, die William Bates mit diesem Text
für ein größeres Publikum in die Augenheilkunde eingeführt hat)?
Oder anders gefragt: Auf einer Skala von -10 bis +10: Wo befindet sich für Dich subjektiv momentan Deine Sehtafel?
Zuletzt geändert von Flo am 03.11.2013 15:24, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon Aniram » 02.03.2012 14:04

Ich benutze:
http://www.vision-training.com/Download ... 0White.pdf
und
http://www.smbs.buffalo.edu/oph/ped/IVAC/IVAC.html
in verschiedenen Entfernungen.

Bezüglich Optimum/Pessimum würde ich sagen, nicht immer gleich (manchmal 'hängt sie mir auch zum Hals raus'), aber in der Regel eher ein deutliches Optimum, also mindestens +7.
Es sind schön klare Stukturen, bei denen die Augen schon von allein 'scharfstellen', vielleicht wenigstens ein positiver Punkt des zu vielen Lesens.

Am besten geht es mit kleineren Buchstaben, also etwa 20/60 bis 20/80 (aus 3 m).
Die werden schneller klar als die noch grösseren. Wenn dieser Bereich klar wird, kann ich auch die grösseren ganz scharf sehen und mich dann auch noch ein Stück weiter nach unten arbeiten.
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(Serie A) 020 [zweite Version]

Beitragvon Flo » 02.03.2012 16:01

Hallo Marina! Bild

Ich benutze: http://www.vision-training.com/Download ... 0White.pdf und http://www.smbs.buffalo.edu/oph/ped/IVAC/IVAC.html
in verschiedenen Entfernungen.

Bezüglich Optimum/Pessimum würde ich sagen, nicht immer gleich (manchmal 'hängt sie mir auch zum Hals raus'), aber in der Regel eher ein deutliches Optimum, also mindestens +7. // Es sind schön klare Stukturen, bei denen die Augen schon von allein 'scharfstellen', vielleicht wenigstens ein positiver Punkt des zu vielen Lesens.

Am besten geht es mit kleineren Buchstaben, also etwa 20/60 bis 20/80 (aus 3 m). // Die werden schneller klar als die noch grösseren. Wenn dieser Bereich klar wird, kann ich auch die grösseren ganz scharf sehen und mich dann auch noch ein Stück weiter nach unten arbeiten.


Ich wüsste gerne, wie gut Du mit einer "auf den Kopf gestellten" – also von oben nach unten von klein nach groß sortierten – Landoltring-Karte (siehe weiter oben) zurechtkommst. Kannst Du Dir so etwas basteln, basteln lassen oder besorgen? Beziehungsweise... hat irgend jemand hier eine solche Vorlage in guter Qualität, bei der man perspektivisch sozusagen das Gefühl hat, in einem 30°-Winkel schräg nach unten auf eine "Landschaft" zu schauen, so wie bei dem obigen Beispiel? So etwas habe habe ich leider so nicht in hoher Qualität bei der Internetrecherche gefunden.

Gutes Gelingen beim Praktizieren. Bild

Aber praktiziere bloß nicht zu oft und/oder zu lange "am Stück" an Deinen Sehtafeln... mit anderen Worten: Sobald
es beginnt, (übermäßig) langweilig bzw. (übermäßig) anstrengend zu werden, war es definitiv zu lange bzw. zu viel.


Viele Grüße! Bild
Flo
Zuletzt geändert von Flo am 19.01.2014 14:11, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitragvon Aniram » 02.03.2012 18:49

Hallo Flo
Ich komme gerade von einer ausgedehnten Fahrradrunde (2 Std) zurück, auf der ich gleich mal die oben beschriebene 'Übungsidee' ausprobieren wollte, mit sehr interessantem Ergebnis.
Du kannst ja mal sagen, ob ich Dich (bzw Bates) so richtig verstanden und die Grundidee richtig umgesetzt habe oder ob ich daneben liege.

Ich habe versucht möglichst kleine Punkte anzuvisieren - bei denen demnach die Brechungsabweichung vom zentralen Sehen am geringsten sein müsste - um sie irgendwie (durch hin- und herspringen) mit dem - dann also wohl knapp danebenliegenden Punkt - in Einklang zu bringen, an dem ich am schärfsten sehe.

Ergebnis: das ging nicht.

Statt dessen fiel mir aber auf, dass meine Augen selbstständig versuchen, den kleinen Punkt immer schärfer zu stellen - etwa wie eine Kamera mit Autofokus, nur viel schneller. Das Bild wird immer schärfer, dann wieder unschärfer und zwischendurch immer mal wieder ganz scharf.
Voraussetzung dafür ist allerdings, dass ich den Vorgang nicht behindere, indem ich versuche, eine möglichst scharfe Einstellung 'festzuhalten', sondern die (bei weitem überwiegenden) 'Fehlpeilungen' und die daraus resultierende Unschärfe bewusst zulasse, ohne den Augen gleich 'ins Handwerk zu pfuschen'.
Diese Fehlpeilungen sind ein notwendiges feedback und kommen auch bei Normalsichtigen vor, nur so selten, dass sie es gar nicht bemerken, vor allem, weil bei ihnen das Ganze noch viel schneller und besser abläuft.
Mit der Zeit 'lernen' dann so die Augen, immer genauer und schneller zu 'zielen', die Fehlpeilungen werden seltener und schliesslich gar nicht mehr als solche wahrgenommen.
Voraussetzung für den Erfolg: Nicht zu viel auf einmal wollen; also Beschränkung auf das Scharfsehen in einem kleinen Punkt und die Fehlpeilungen mit der daraus resultierenden zeitweiligen Unschärfe nicht abblocken.

Mir scheint als ob der Versuch, das schärfste Bild festzuhalten und Fehlversuche zu verhindern die Ursache für die Doppelbilder (bei mir ein scharfes und mindestens 1 unscharfes) ist.
Der Sehvorgang muss notwendigerweise dynamisch sein, Statik führt zu Fehlern.

Das wäre mein Fazit aus diesem Versuch.

Wie hast denn Du geübt und Deinen Sehfehler abtrainiert?
Übrigens noch vielen Dank für Deine Mühe mit den vielen Erläuterungen. Dadurch wird doch einiges klarer (ich hoffe zumindest, dass ich es richtig verstanden habe :wink: ).
Gruss
Marina
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Beitragvon chris1 » 02.03.2012 20:59

Hallo Flo,

vielen Dank für deine ausführlichen Erklärungen! Das mit der kleinen Stelle leuchtet mir schon ein. Aber zum Beispiel beim Lesen fällt mir auf, DASS ICH NICHT DIE GEDULD AUFBRINGE, immer nur einen Buchstaben auf einmal zu lesen. Nein - wenn ich nicht die ganze Zeile auf einmal lesen kann, greife ich zur Brille. Wobei ich nicht einmal sicher bin, dass das wirklich schneller geht, aber es kommt mir jedenfalls so vor. Ist so ungefähr, wie wenn man Bahnschranken umfährt und im Endeffekt länger braucht als wenn man gewartet hätte: ABER MAN HAT SICH DAS LANGWEILIGE WARTEN ERSPART. Es geht scheinbar darum, sich selber zu erziehen.

Aber eine Frage hätte ich noch zu der Einteilung der Kapitel in Farben: Was bedeutet welche Farbei? Ist grün am einfachsten, gelb mittel und rosa am schwersten?

Ich fürchte, fünfjährige KInder haben wesentlich mehr Geduld als 47jährige berufstätige Mütter (obwohl meine Kinder eigentlich keine Kinder in dem Sinn mehr sind, dass sie mich ständig brauchen würden...)....

Aber ich nehme es mir WIRKLICH vor, den Bates zu lesen und zu verstehen. Wenn ich ihn einmal verstanden hab, kann ich ihn nämlich sicher auch erklären, ich bin ein Erklär-Talent. Ich kann manchmal sogar Sachen erklären, die ich selber gar nicht verstanden habe (mein älterer Sohn ging in eine technische Schule, und er hat sich immer so gerne von mir abfragen lassen. Er hat gemeint, ich könne so gut erklären :D - dabei verstand ich echt nur Bahnhof und kriegte Kopfweh und Ärger von dem technischen Zeugs).

Ich wollte dich schon bitten, die Sachen aufzuzeichnen (mein Mann zeichnet mir immer alles auf, da tut er sich leichter), aber du hast es ja schon getan.

Liebe Grüße
Chris
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Beitragvon Aniram » 03.03.2012 10:51

sven hat geschrieben:Ich bin übrigens auch extrem Sportler. Deswegen verstehe ich mich mit Moobe glaube ich auch so gut :-) . Sein Beispiel war genau was ich meinte als ich sagte im Körper ist alles genau so stark wie es benutzt wird, nicht stärker und nicht schwächer.
LG

Hi Sven
Ich habe den Eindruck, der Unterschied zwischen unseren 'Methoden' liegt gar nicht so sehr in der Praxis, sondern vielmehr in den unterschedlichen 'Bildern', die wir dabei im Hinterkopf haben - eben jeder von seiner Situaion, seinem Hintergrund aus.
Auch bei mir ist die vorgestellte 'Entspannung' kein passives Schlapplassen, sondern ein aktiver Prozess, ein gezieltes Auflösen von Spannungen.
Dabei treten auch die von Dir beschriebenen Symptome wie Brennen und Tränen der Augen auf, das Ziehen ist seltener geworden.

Der Hauptgrund, aus dem ich immer wieder auf der Entspannung herumreite, ist eine Beobachtung, die ich gemacht habe:
Auf sehr vielen meiner frühen Kinderbilder habe ich die Augen zusammengekniffen - typisch kurzsichtig, wie mir vorkommt.
Dabei hatte ich perfekte Sicht - auch durch Untersuchungen belegt - bis zum Alter von etwa 11 Jahren. Sicher, zu der Zeit kamen auch noch andere Faktoren dazu, wie ein Umzug in eine neue Stadt, wo ich mich anfangs gar nicht wohlgefühlt habe und viel lesen.

Aber im Nachhinein habe ich mich oft gefragt, ob nicht das übermässig angestrengte Sehen schon lange vor Eintritt der Kurzsichtigkeit die eigentliche Ursache dafür war; das viele Lesen nur verstärkend gewirkt hat. Also Verspannungen, die daraus resultieren, dass man die Augen zusammenkneift, um alles möglichst noch genauer und noch mehr auf einmal zu sehen.

Ich nehme an, dass dadurch auch andere Beschwerden hervorgerufen wurden, wie zB Kopfschmerzen und häufige Nasen-Nebenhöhlenentzündungen - ähnlich wie Verspannungskopfschmerzen aus dem Schulter-Nackenbereich, bei denen man auch die chronische Muskelverspannung dort, wo sie sitzt, gar nicht mehr spürt sondern als Kopfschmerz wahrnimmt.

Daher habe ich beim Üben ein anderes Bild im Hinterkopf.
Bestätigt fühle ich mich auch dadurch, dass mir nicht nur die Augen tränen (die sonst eher zu trocken sind), sondern dass ich auch manchmal dabei spüre, wie die Nasennebenhöhlen 'aufgehen' und der Druck verschwindet.

Wenn ich jetzt beim Üben feststelle, dass der Bereich um die Augen herum angespannt ist und ich unwillkürlich die Augen zusammenkneife, dann sage ich mir: das kann so nicht richtig sein, auch wenn es zu besserer Sicht führt.
Gruss
Marina

Übrigens fahre ich auch sehr viel Rad, tägl mindestens 1 - 1 1/2 Std, wenn ich genug Zeit und Lust habe, können es auch schonmal 4 Std werden...Aber auch hier ist bei mir eher Entspannung und Stressabbau im Vordergrund, natürlich auch um mich fit zu halten und weil die tägliche Bewegung ein viel besseres Körpergefühl gibt. Muskeltraining und -aufbau sind für mich dabei eher nebensächlich :wink:
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Beitragvon Brigitka » 03.03.2012 12:32

Hallo Flo, hallo fleissige Poster hier :D

ich bin erst seit kurzem hier im Forum gelandet. (Hier in der Rubrik ist auch meine Vorstellung) Bin also noch ziemlich unerfahren und bin total froh, den Bates in deutsch lesen zu können, ist ja auch so schwierig genug ;-)

Bin ich jetzt im 5. Kapitel angelangt zu seinen experimentellen Nachweisen der Hüllakkomodation. Und lese das hier auf Seite 50:
....daß Übersichtigkeit durch Anstrengung beim Nahesehen und Kurzsichtigkeit durch Anstrengung beim Sehen in die Ferne ensteht; vor allem in therapeutischer Hinsicht ist dies ein nützlicher Befund.


Da hat es bei mir Klick gemacht. Nach meiner Netzthaut-OP mit Glaskörperabsaugung kann ich wegen verstärkter Myopie beginnendem Katarakt und halboffener, starrer Pupille auf dem operierten Auge ziemlich wenig sehen und brauche dringend - auch zum Autofahren - eine angepaßte Sehhilfe. (sind jetzt 15 Wochen nach der OP!)

Nach jahrelangem Kontaktlinsentragen wollte ich jetzt eigentlich eine Brille bevorzugen, weil ich die schneller mal zwischendurch absetzten kann um die Augen zu entspannen und eine Übung einzuschieben.
Nur sind die Gläser bei der Stärke ziemlich teuer und trotzdem noch zeimlich dick. Und dann habe ich mich auch noch so gestresst, weil dann noch stärkere Meßergebnisse und verschieden Zylinderstärken und Richtungen rauskamen. Und ich lieber eine etwas unterkorrigierte Brille gewählt hätte, das aber wegen der starken Lichtstreuung durch die halboffene Pupille nicht geht, bzw. sogar eine Überkorrektur erforderlich macht.

Und das mit der Uberkorrektur (mit Zylinder über -12) hat mich besonders geärgert....

Jetzt habe ich schon drei Optiker und drei Augenärzte verschlissen (was besonders bei den Augenärzten und der Zeit, die für Kassenpatienten reserviert ist, nicht besonders schwierig ist :mrgreen:

Die harten Kontaktlinsen, die ich seit 30 Jahren unverändert trage, waren mit der Zeit rechts etwas überkorrigiert und links unterkorrigiert. Das ist schon mindestens seit 15 Jhren so, aber die damalige AÄ hat das so gelassen, damit ich ich beim Lesen und am PC nicht dauernd noch eine Lesebrille brauche. Das hat auch prima funktioniert und ich dachte, das ist ja ziemlich genial.
Das überkorrigierte Auge ist jetzt noch weniger kurzsichtig ud das andere umso mehr, allerdings z.T. auch OP-bedingt.

Gestern Abend kam mir nun die Idee, nun doch wieder KL neu anpassen zu lassen und links schön die Überkorrektur zu nehmen. Und dann immer mal im Nahbereich zu üben. Aber zwischendurch schön entspannen.

Was haltet ihr davon?


So, mein zweites und noch viel größeres Problem ist die halboffene, starre Pupille. Da bin ich richtig unglücklich drüber. Dadurch kommt die beginnende Linsentrübung erst richtig zum tragen.
Deswegen habe ich mit Interesse die Ausführungen zu den verschiedenen Muskeln im Auge gelesen. Die inneren funktionieren bei mir alle, denn sonst wäre eine Drehung in die verschiedenen Richtungen bei den ärztlichen Untersuchungen nicht möglich.
Ich hatte nämlich schon die Idee, daß ev. eine Nervenschädigung für verantwortlich ist. Habe ich letztlich gelesen von einem Nerv, der vier der 6 Augenmuskeln steuert, den Lidheber und den Pupillenmuskel. Und mein Augenlied am operierten Auge hängt schon seit etlichen Jahren leicht runter, ich kann es mit größter Anstrengung nicht über den Rand der Iris hochheben.

Aber da bin ich noch nicht weiter...

Liebe Grüße

Brigitka
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(Serie A) 021 [zweite Version]

Beitragvon Flo » 03.03.2012 16:19

Hallo miteinander! Bild

Vorbemerkung: Heute ist, zumindest in Norddeutschland, perfektes Wetter, um ein wenig mit den Augen bzw. dem Blick in den Wolken zu "spielen". Bild

Und behaltet im Gedächtnis, was ich weiter oben über die Umgangsmöglichkeiten mit den eigenen Augenmuskeln in a) bis d) beschrieben habe. Dann sollten nämlich schnell echte Fortschritte bei der dauerhaften Ausheilung der eigenen Fehlsichtigkeit möglich sein. Und schaut auch einmal bewusst ein gutes Stück an einem Sehobjekt eures zentrallen Interesses vorbei... das kann wirklich nicht schaden, wenn es in rechter Weise geschieht (spielerisch und mit schwebend wahrnehmender Aufmerksamkeit). Und ohne unnötig übersteigerte Erwartungshaltung, dabei etwas anderes zu sehen als ein Sehobjekt in der Peripherie des Gesichtsfeldes (was es ja auch ist). Zweckmäßiges Praktizieren bedeutet manchmal auch, Dinge auszuprobieren, die zwar möglich, aber dennoch selten ein Bestandteil des (bisherigen) "Sehalltags" darstellen. Schafft euch Freiräume.

Um Missverständnissen bezüglich der oben erwähnten Punkte a) bis d) vorzubeugen: Es ist nicht Ziel, etwa sämtliche Empfindungen aus den Augen "herauszubekommen". Ein ganz "leises" Empfinden ist und bleibt immer spürbar (sofern man gerade seine Körperaufmerksamkeit darauf richtet) – das bereits zitierte "Muskelgefühl", das ja von allen anderen (zumindest den größeren) Körpermuskeln her auch jedem mehr oder weniger vertraut ist. Aber dieses ist nicht unangenehm bzw. störend, da es nicht unablässig die eigene Aufmerksamkeit auf sich zieht oder auf andere Weise das Sehen behindert, sondern halt einfach nur... "da" ist, wenn man "hinspürt" – und ansonsten gewissermaßen "im Hintergrund" der eigenen Wahrnehmung verbleibt. Wäre es nicht da, wäre in der betreffenden Körperregion nur Taubheit vorhanden. – Beim Fehlsichtigen ist diese Wahrnehmung dann noch überlagert durch übermäßige Anspannungen bzw. Verspannungen (also das, was William Bates als strain bezeichnet hat), die durchaus viel Aufmerksamkeit an sich binden können, bis sie in geeigneter Weise (siehe oben) aufgelöst wurden.

Gruß, Bild
Flo
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Beitragvon moobe » 03.03.2012 20:24

sven hat geschrieben:Wenn man etwas richtig übt, wird man im ersten Moment schlechter und nicht besser, weil man die Energie, die für den Vorgang gebraucht wird, in einem Schlag aufgebraucht hat. Wenn du es dann einen oder zwei Tage später nochmal versuchst, wirst Du merken, wieviel es gebracht hat, sich so zu verausgaben. Das heisst, wenn Du sagst, wenn Du richtig hart übst und danach schlechter siehst, ist das, wie bei jeder sportlichen Betätigung, ein gutes Zeichen.


Genau das ist das Ding! Früher habe ich immer so lange mit den Augen "rumexperementiert", bis ich scharf sehen konnte und habe das dann immer versucht, lange genug aufrechtzuerhalten. Und wenn es mal nicht geklappt hat, dann habe ich mich immer schlecht gefühlt und dachte, dass es nicht klappt, wodurch meine Augen dann noch schlechter als vorher waren (Ich trainiere nämlich gerne aus einer für mich "unmöglichen" Distanz mit ganz kleinen Buchstaben, dadurch erziele ich einfach bessere Ergebnisse...). Inzwischen habe ich ungefähr gelernt, wie sich Sehen richtig anfühlen muss und es ist nun auch immer so, dass auch wenn ich die Sehtafel DEUTLICH schlechter sehe als vorher, ich dann immer versuche, DIESEN Zustand aufrechtzuerhalten, weil ich weiß, dass es sich richtig anfühlt und ich das richtige tue.

Seit mir dies bewusst geworden ist, trainiere ich vorzugsweise (fast) nur noch abends, wenn ich bald schlafen soll. Probiert es auch mal aus, übt LANGE Zeit vor dem Schlafengehen so wie ich es gesagt habe. Also nicht darauf achten, ob ihr die Buchstaben gut erkennen könnt, sondern darauf achten, dass es sich gut anfühlt (Dieser Zustand trifft häufig auch dann ein, wenn ihr die Sehtafel NOCH schlechter als vorher sehen könnt). Am nächsten morgen kann es gut sein, dass ihr nach dem Aufstehen SCHLECHTER seht als vorher, doch gegen Nachmittag wird es sich ändern, denn wenn ihr dann rausgeht, werdet ihr merken, dass ihr ENTSPANNT besser sehen könnt als am vorigen Tag.

Ich weiß, ich kann das immer alles nicht so toll erklären, aber probiert es einfach einmal aus und ihr werdet merken, dass ich doch irgendwo recht habe^^ Wenn man nur so lange übt, wie lange man Lust hat, dann wird das nie was, dann werden eure Augen nicht besser und nicht schlechter...


Nun aber zum anderen Thema:

Ich habe gestern Abend fast eine Stunde lang vor der Sehtafel geübt und war danach echt fertig. Heute morgen bin ich aufgestanden und konnte ziemlich schlecht sehen. Erst als ich ein paar Stunden später dann kurz rausgegangen war und sah, dass die Sonne scheint, habe ich wahnsinnig gut sehen können(bzw meine Theorie ist ja, dass ich den ganzen Winter so gut sehen konnte, doch es war immer so dunkel, dass ich dachte, dass meine Augen sehr sehr schlecht geworden sind, aber naja, das ist ne andere Geschichte...). Ich bin wieder reingegangen und habe diesen Post von Flo durchgelesen und ging dann wieder für ich glaub ne dreiviertelstunde aus dem Haus, um die Übungen auszuprobieren. Ich habe immer versucht, das anzuschaun, was ich am besten lesen/erkennen konnte. Und ich muss sagen, es war besser als gedacht! Ich habe mit einer ganz anderen Art geschaut als sonst, ich versuchs mal zu erklären:

Also, ich schaue am liebsten Autoschilder an und habe dann immer geschaut, welches ich gut erkennen konnte. Dann habe ich immer die nahe Umgebung gescannt und bin immer wieder zum "scharfen" Autoschild zurückgekehrt, sobald ich sah, dass ich den Fleck schlechter sah. Dann wieder weiter, in eine andere Richtung, und wieder zurück, dann noch was Anderes, oh, ich bemerke, dass ich das auch gut erkennen kann, dann von da aus, und wieder zurück, nun noch was anderes und so weiter......


Ich habe irgendwann angefangen,immer kontrastreicher zu sehen und irgendwie sah ich hinterher auch deutlich besser als vorher nur durch entspannen (wobei aber gesagt werden muss, dass meine Augen IMMER tränen, wenn die Sonne mal stärker scheint, auch wenn ich locker schaue. Einzige Ausnahme ist, wenn ich die Brille aufhab). Es war so wie bei einem Computerspiel oder bei ner Kamera, bei der man den Fokus immer wieder verändert. Ich habe eigentlich nicht so viel hin und hergeguckt, sondern den Fokus ständig verändert, wodurch die Augen dann immer automatisch minimal hin und hergewandert sind (ich habs dann auch nicht erzwungen).
Naja, aber leider ist es so, dass ich jetzt (nach langer Zeit des Lesens) am Abend, bei deutlich schlechteren Lichverhältnissen im Zimmer die gelernten Sachen nicht anwenden kann, da ich so extrem flächenmäßig schaue, dass es anstrengend ist, kleine Punkte zu sehen, weil diese so unscharf sind. Aus diesem Grund denke ich, dass auch dies wieder einmal meine Denkweise unterstützt hat. Denn hätte ich gestern nicht geübt, wäre es mir heute wohl nicht möglich gewesen. Nachdem man denn gut genug sehen kann, muss man "nur noch" die Sehgewohnheit ändern. Ich bleibe also bei meiner (vielleicht auch etwas sturen) Meinung :P

An dieser Stelle sei gesagt, dass ich wahrscheinlich andere Sachen gemacht habe, als du sie erklärt hast, aber tut mir Leid, ich habs wahrscheinlich missverstanden^^ Ich möchte es ja verstehen, aber ich weiß auch nicht, was meine Augen da heute gemacht haben, doch es fühlte sich jedenfalls gut an :) Daher danke ich dir für deine Bemühungen und wünsche noch allen einen schönen Samstagabend ;)


lg moobe
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Beitragvon Aniram » 04.03.2012 10:18

Hi Moobe!

So trainieren - ohne Rücksicht auf Anstrengung und bis ich hinterher schlechter sehe - habe ich auch lange Zeit gemacht. Ich hatte auch sehr guten Erfolg damit; immerhin die 20/16 Zeile aus etwa 2.15 m (verifiziert mit unbekannten Buchstaben der interaktiven Sehtafel) nach etwas mehr als einem halben Jahr - bei etwa gleichen Ausgangswerten für mein besseres Auge wie Du sie hast). Allerdings brauche ich einige Zeit (mal mehr, mal weniger), um die Buchstaben 'scharfzustellen' und im 'normalen' Alltagsleben funktioniert das so nicht - ich kann mich ja nicht hinstellen und überall fünf Minuten warten, bis ich gut sehe...

Dann kam ich aber nicht mehr weiter, vor allem nicht beim Umsetzen der gewonnenen Schärfe in die 'Normalsicht'. Deshalb habe ich dann beschlossen, das Gewonnene weiter zu erhalten (durch tägliches Üben auf diese Distanz), dabei aber zu versuchen, die Sehschärfe mit entspannten Augen zu erreichen, so dass das klare Sehen nicht nur der 'Ausnahmezustand' beim Üben bleibt (mit einzelnen klaren Momenten und einer immerhin etwas verbesserten Alltagssicht), sondern zum 'Normalzustand' beim Sehen wird.

Bis jetzt erscheint mir diese neue Vorgehensweise besser. Ich bin aber gerne bereit, meine Meinung zu revidieren, wenn Du oder Sven mit der 'Anstrengungsmethode' bessere, dauerhaftere Erfolge erzielt. Wie gesagt, bei mir ging es irgendwann nicht weiter und führte nur zu immer stärkeren Doppelbildern (eins davon zwar immer schärfer, aber das nützt ja nichts...)

Gruß,
Marina
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Beitragvon moobe » 04.03.2012 14:02

Dann musst du deine Augen noch mehr anstrengen, sonst geht es nicht. Hier eine weitere Übung (die aber einfach von Bates abgekupfert und modifiziert worden ist ;)).

Nimm dir ne kleine Schrift (z.b. die von Flo) und geh' mit Deiner Nase an den Bildschirm ran, so nah es geht. Ich weiß, für andere Menschen sieht es komisch aus, aber naja, das tut hier nicht zur Sache. Versuche, den Text zu lesen. Wenn die Worte und Buchstaben übereinander sein sollten, brauchst du eine noch kleinere Schrift. Versuch jetzt zwei bis drei Zeilen zu lesen und höre erst dann damit auf, wenn du echt nicht mehr kannst. Nun palmierst du. Beim Palmieren entspannst du deine Augen einfach so gut es geht und stellst dir dabei ein ganz ganz tiefes Schwarz vor (dies müsste sehr leicht fallen, wenn du es richtig machst). Nun, beim Öffnen der Augen schaust du auf einen Buchstaben der Sehtafel, so für ca. fünf Sekunden, danach fängst du wieder an, das Kleine zu lesen.

Schon beim ersten Mal müsste Dir auffallen, dass du besser siehst, nach dem fünften Mal würde ich aber aufhören, da das echt knallhart ist, sich die Augen aber dann wach anfühlen.

Viel Spaß beim Üben. ;)

lg moobe
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Beitragvon Brigitka » 04.03.2012 14:28

moobe hat geschrieben:Nimm dir ne kleine Schrift (z.b. die von Flo) und geh' mit Deiner Nase an den Bildschirm ran, so nah es geht. Ich weiß, für andere Menschen sieht es komisch aus, aber naja, das tut hier nicht zur Sache. Versuche, den Text zu lesen. Wenn die Worte und Buchstaben übereinander sein sollten, brauchst du eine noch kleinere Schrift. Versuch jetzt zwei bis drei Zeilen zu lesen und höre erst dann damit auf, wenn du echt nicht mehr kannst.


Das ist doch das, was ich mir weiter oben überlegt habe. Anstrengung im Nahbereich verursacht Weitsichtigkeit, hatte Bates festgestellt. Bei starker Kurzsichtigkeit ist man eben weniger kurzsichtig.

Wobei es bestimmt gut ist, trotzdem oft rauszugehen und den Blick entspannt in die Ferne schweifen zu lassen.

Und sich dann auch nach und nach das mit dem zentralen Sehen anzugewöhnen.

Gruß, Brigitka
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Beitragvon Aniram » 04.03.2012 16:12

moobe hat geschrieben:Nimm dir ne kleine Schrift (z.b. die von Flo) und geh' mit Deiner Nase an den Bildschirm ran, so nah es geht. Ich weiß, für andere Menschen sieht es komisch aus, aber naja, das tut hier nicht zur Sache. Versuche, den Text zu lesen. Wenn die Worte und Buchstaben übereinander sein sollten, brauchst du eine noch kleinere Schrift. Versuch jetzt zwei bis drei Zeilen zu lesen und höre erst dann damit auf, wenn du echt nicht mehr kannst. Nun palmierst du. Beim Palmieren entspannst du deine Augen einfach so gut es geht und stellst dir dabei ein ganz ganz tiefes Schwarz vor (dies müsste sehr leicht fallen, wenn du es richtig machst). Nun, beim Öffnen der Augen schaust du auf einen Buchstaben der Sehtafel, so für ca. fünf Sekunden, danach fängst du wieder an, das Kleine zu lesen.

Schon beim ersten Mal müsste Dir auffallen, dass du besser siehst, nach dem fünften Mal würde ich aber aufhören, da das echt knallhart ist, sich die Augen aber dann wach anfühlen.


Das Problem ist nur, dass mich das gar nicht anstrengt, im Gegenteil, ich finde Flos Schriftgrösse entspannender zu lesen als Normalgrösse. (Mein Mann hat mir Bates etwas vergrössert ausgedruckt, das finde ich sehr anstrengend zu lesen und ich lese deshalb auch nie sehr viel davon am Stück).

Ich habe aber etwas ähnliches wie du vorschlägst probiert mit einem Mini-Buch (3 cm x 2 cm gross); den Druck kann ich gerade noch entziffern und das strengt mich dann doch schon an. Wenn ich nur ein paar Zeilen darin lese, geht es, aber wenn ich eine ganze Seite oder mehr lese und die Augen so lange auf extreme Nähe eingestellt waren, sehe ich sehr anschliessend schlecht auf die Ferne. Deshalb habe ich das dann wieder gelassen.

Aber, wie gesagt, wenn einer von euch mit Anstrengung dauerhaft mehr erreicht, würde mich das überzeugen. Ich bin bis gut 80% (20/25-Zeile aus drei Metern Entfernung bzw. 20/16-Zeile aus 2.15 Metern Entfernung beim Üben gekommen, aber eben nicht dauerhaft und nicht spontan, auch nicht durch noch mehr Anstrengung. Da hilft mir auch kein theoretisches "das müsste mit etwas mehr Anstrengung aber doch klappen..." weiter. Mir scheint, da gibt's ein Problem, das mit Anstrengung allein nicht zu lösen ist.
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