Hallo
Interessanter 'Weg', finde ich, und es steckt einiges Gute und Richtige drin - muss ja wohl auch, denn sonst hätte es bei ihm ja auch nicht funktioniert.
Dass Entspannung sehr gute Sicht bringt, kann ich voll bestätigen. In ganz entspanntem Zustand mache ich automatisch - 'instinktiv' (oder 'intuitiv') - (fast) alles richtig und sehe sehr gut.
Das Problem ist nur, dass ich mich nicht auf eine einsame Insel zurückziehen kann und im Zustand der 'Dauermeditation' die schöne Natur bewundern. Wenn man diese Entspannungslevels im normalen Alltagsstress durchhalten will, muss man schon ein sehr 'dickes Fell' entwickeln....
Aber das Grund'problem', finde ich, hat er gut gesehen: Dadurch, dass dass man das Sehen erst zu einem 'Problem' macht, das irgendwie 'bewältigt' werden muss, wird es bestimmt nicht 'unproblematischer' ...
Anstatt einfach zu 'sehen', was 'da' ist, macht man aus dem natürlichen Vorgang eine Art 'Sehtest' (deshalb wohl auch seine Abneigung gegen Sehtafeln); man konfrontiert sich bewusst mit dem 'Problem' und versucht, es zu lösen - man starrt auf den unscharfen Buchstaben, als wolle man ihn (oder sich selbst) hypnotisieren und ihn irgendwie dazu zwingen, 'sein Geheimnis preiszugeben'.
Damit vertieft man die 'Strategie' des 'kranken' Auges:
Das normale Auge macht niemals Sehversuche. Findet es einmal
Hindernisse, sei es durch sehr schlechtes Licht oder zu große Entfernung,
so schweift es zu einem anderen Punkt. Es wird niemals mit
Gewalt etwas herauszubringen suchen, etwa durch Hinstarren auf den
Gegenstand. Dies tut nur das kranke Auge.
Wenn es aber einmal geschieht, daß ein normales Auge Versuche
macht, absolut sehen zu wollen, so ist seine normale Sehkraft sofort
gestört.
Wenn das 'normale' Auge auf ein unklares 'Hindernis' trifft, geht es einfach (erst einmal) weiter, folgt immer der 'Schärfe' - so wie in der von Flo geposteten SMS aufgezeigt. Dort beschreibt Bates das, was das normale Auge unbewusst tut, ganz langsam von Anfang an - als 'Vorbild', an dem sich das 'kranke' Auge Schritt für Schritt orientieren und es so nachvollziehen kann:
Schaue, was Du gerade anschaust. Wenn Du eine Stelle ausfindig machen kannst, die klarer, kontrastreicher, schärfer erscheint als die momentane, schaue nun auf diese andere Stelle. // Wiederhole dies solange, bis die Stelle die Du anschaust, bis auf den einzelnen Bildpunkt genau (siehe weiter oben, Stichwort "Zentralfoveola") der Stelle entspricht, die Du anschaust. Und die, die Du anschaust, genau der Stelle, die Du gerade anschaust natürlich ebenso. Was Du jetzt anschaust/anschaust, ist die Stelle/Stelle schärfsten Sehens.
Also, anstatt über das Problem 'in Stolpern' zu geraten, folgt es den scharf zu sehenden Details und kehrt dann - von einem 'erweiterten Horizont' aus, mit 'geschärftem Blick' auf das 'Problem' zurück - das sich dann vielleicht schon ganz 'erledigt' hat, oder zumindest weiter 'erschliessbar' geworden ist.
Diese 'Sehdynamik', durch die der Blick in immer feinere Details geführt und das Sehen dabei immer mehr Richtung 'Zentrales Sehen' ausgerichtet wird, kommt ins 'Stocken', wenn man beim 'Problem' - und damit der bis dahin 'erreichten' Schärfestufe' - stehen bleibt.
Diese Dynamik erfordert stattdessen ein 'momentanes Stehenlassen, Akzeptieren' der Unschärfe, wo sie sich (noch) nicht 'freiwillig' erschliesst und 'einfach' dem 'natürlichen' Weg der Augenbewegung immer weiter in die Schärfe folgen.
Diese Art des Sehens - sich den natürlichen, richtigen 'Weg' Schritt für Schritt bewusst machen und im Detail praktisch nachvollziehen - ist eine Möglichkeit, bewusst wieder zum richtigen Sehen zurückzufinden, den man auch dann gehen kann, wenn man nicht so entspannt ist, dass automatisch/unbewusst der Sehvorgang quasi 'von allein' richtig abläuft.
Und dafür finde ich eigentlich die Sehtafel ein sehr gutes 'Instrument' - wenn man sie 'richtig' einsetzt; also nicht, um ein 'Problembewusstsein' zu 'kultivieren', sondern als 'Feedback-Sehobjekt'.
Dh wenn man 'ganz entspannt' dem nachfolgt, was man - zunehmend' - an Details erkennen kann (und nicht mit dem 'Ehrgeiz', möglichst schnell möglichst weit herunter alles lesen zu können).
Mit Feedback meine ich, dass ich an den klaren Linien sofort sehen kann, ob ich 'richtig' 'unterwegs' bin. 'Richtig dann, wenn die Buchstaben immer klarer werden und sich schliesslich tiefschwarz und eindeutig abgegrenzt vom weissen Hintergrund abheben. Die 'Lesbarkeit' der Buchstaben ist erst einmal zweitrangig und kommt mit der Klarheit von ganz allein.
Wenn ich - auf falsche Weise - möglichst schnell richtig entziffern will, treten durch Anstrengung 'Fehlbilder' auf - bspw werden die Buchstaben grau auf hellgrauem Hintergrund - und, je weiter ich nach unten komme, um so mehr wird das 'Entziffern' zum 'Erraten' - was auch zu einem gewissen 'Erfolgserlebnis' führt, das Sehen an sich aber nicht verbessert. Das Frustrierende bleibt aber bei dieser 'falschen Methode', dass sich daraus kein 'Weg' zum 'alltagstauglichen' Sehen übertragen lässt, man schwankt zwischen guter Sicht beim - angestrengten - Üben und schlechter Sicht, wenn sich die Augen 'dazwischen' wieder erholen....
Das 'richtige' Üben dagegen ist ein 'Einüben' des 'richtigen' Sehens, so dass es auch ausserhalb der 'Übungen' immer mehr zur 'antrainierten' Gewohnheit wird.
Gruss
Marina