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Üben mit der Sehtafel

BeitragVerfasst: 28.12.2012 12:13
von flottikarotti
Ich habe ne kurze Frage zum Üben mit der Sehtafel.
Also ich setze mich halt etwa 3 Meter von der Tafel weg und kann dann knapp die obersten 4 Linien lesen.
Wenn ich dann palmiere oder blinzle, kann es aber plötzlich sein, dass ich zur 5. untersten Linie runterkomme, aber diese auch nur etwa 10 Sekunden lang lesen kann. Danach ist es wieder wie am Anfang.
Nun meine Frage ob das so sein muss bzw. ob ich alles richtig mache, denn so wie es mir vorkommt schreiben hier alle Leute, wie sie sich von "Zeile zu Zeile" nach unten arbeiten?

lg

BeitragVerfasst: 28.12.2012 15:16
von Nicole
Hi,

stelle dich so dicht an die Sehtafel, dass du die letzte Zeile gerade eben noch lesen kannst.
Sobald du die letzte Zeile gut lesen kannst, gehst du jeden Tag ein kleines Stück weiter weg.

BeitragVerfasst: 05.01.2013 18:10
von TMN
Wenn du schon meinst, mit der Sehtafel üben zu müssen, beachte Folgendes:

(1) Alle Buchstaben siehst du stets gleich (un-) scharf in einem bestimmten Moment. Die Größe der Buchstaben hat darauf keinen Einfluss, soweit deine Auflösung auf der Netzhaut reicht. Es ist also nicht so, dass du z.B. die obersten großen Buchstaben scharf sehen kannst und nur die weiteren Reihen darunter unscharf. In diesem Fall ist alles ein wenig unscharf, auch wenn du die erste Reihe lesen kannst.

(2) Bei der statischen Präzision wie das Üben mit der Sehtafel kommt es zu einem Höchstmaß an An- und Verspannungen für die Augen. Vielleicht solltest du einmal im Stehen üben. Dann hast du mehr Möglichkeiten, durch
Bewegungen diese starken Spannungen ein wenig abzubauen.

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BeitragVerfasst: 05.01.2013 19:07
von Flo
(momentan entfernt /Flo)

____Bild

BeitragVerfasst: 07.01.2013 10:48
von Aniram
TMN hat geschrieben:(2) Bei der statischen Präzision wie das Üben mit der Sehtafel kommt es zu einem Höchstmaß an An- und Verspannungen für die Augen.


Genau das macht für mich das Üben mit der Sehtafel so interessant und hilfreich.
Wenn man es nicht 'rein mechanisch' betreibt' - also nur das möglichst schnelle Fortschreiten zu immer kleineren Buchstaben im Blick hat - ist die Sehtafel ein hervorragedes Feedback-Instrument.

Mit ein wenig Selbstbeobachtung führt sie einen unweigerlich dazu, zu erkennen: " Was stelle ich eigentlich für einen Unsinn mit meinen Augen an, wenn ich kleine Details unbedingt erkennen will."
Man muss es ja nicht "zu einem Höchstmaß an An- und Verspannungen für die Augen" kommen lassen, sondern stattdessen beobachten, durch welche falschen Angewohnheiten sie hervorgerufen werden und dann gezielt zu vermeiden versuchen - dh nach dem, was man inzwischen über das richtige Sehen und entspannte Fokussieren von kleinen Details gelernt hat.

Man kann daran vieles ausprobieren und bekommt sofort ein klares, eindeutiges Feedback, ob und wie gut es 'wirkt' - im Gegensatz zu anderen Sehobjekten, bei denen man nicht immer so eindeutig einschätzen kann, ob und wieviel eine bestimmte Technik bringt (ob ich nun etwas ein klein wenig genauer erkenne oder nicht).
Bei den Buchstaben gibt es keinen Zweifel daran, ob ich eine Zeile in einer bestimmten Grösse lesen kann oder nicht und wie klar die Konturen werden, dh ob ich bspw nur vom 'Gesamteindruck' her erraten kann, dass der Buchstabe wohl ein 'O' sein muss, ich also nur unscharf etwas 'kringelartges, rundes' wahrnehme, dass genauso gut auch ein D, ein G, ein C oder sogar ein U sein könnte.

Auf diese Weise kann man lernen, die Entstehung von An- und Verspannung schon 'im Keim' aufzuspüren und sofort gezielt Gegenmassnahmen zu ergreifen und ausprobieren, was am besten hilft.

Aber am schönsten finde ich es, gemütlich (mit einer Tasse Kaffee und so gemütlich wie möglich 'hingelümmelt' - nicht im Stehen) und ohne jede 'Leseabsicht' ganz entspannt auf die Tafel zu schauen und zu geniessen, wie durch die zunehmende Entspannung Reihe für Reihe immer klarer umrissen und tiefschwärzer wird.
Ein absolut faszinierendes Phänomen, das man mit der Zeit, nach und nach, bis ganz nach unten beobachten kann.
Leider verschwindet diese Klarheit dann mit der verschwindenden Entspannung auch wieder, aber die Erinnerung an das Gefühl bleibt und ist sehr hilfreich bei der 'Suche' nach entspanntem Detailsehen im Alltag.
Das sind meine Erfahrungen dazu.