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Seh-'Stress'?

BeitragVerfasst: 03.08.2012 13:03
von Aniram
Hallo
Bates betont immer wieder 'strain' als Ursache von Fehlsichtigkeit.
Huxley analysiert dieses Phänomen so:

"... -either by trying too hard to do well,
or by feeling unduly anxious about possible mistakes. (S.9)

... - by being too anxious to achieve the desired end. But in seeing, as in all other
psycho-physical skills, the anxious effort to do well defeats its own object; for this
anxiety produces psychological and physiological strains, and strain is
incompatible with the proper means for achieving our end, namely normal and
natural functioning. " (S. 9/10)

"This inhibition of the movement of the eyes—a movement of
which we are mainly unconscious—is brought about by a too greedy desire to see.
In our over-eagerness we unconsciously immobilize the eyes, in the same way as
we have immobilized the other parts of the body. The result is that we begin to stare
at that part of the sense-field which we are trying to perceive." (S.20/1)


Dabei sollte Sehen doch eigentlich eine Sinneserfahrung, ein Erlebnis sein und nicht eine zu bewältigende Aufgabe, ein zu lösendes Problem.

Diese Problematisierung führt zum Stress durch den damit verbundenen 'Erfolgsdruck' und 'Versagensangst' - und kann bei Misserfolg in einer Abwärtsspirale den Brechungsfehler immer mehr vergrössern.

Als ich neulich Moobe riet, die Herausforderung, etwas genau erkennen zu wollen/müssen, als eine Art Spiel zu betreiben ( http://www.augen-training.com/der--und- ... html#16164 ), ist mir erst aufgefallen, mit wieviel 'Ernst' ich mich selbst auch immer unter Druck setze und dass ein etwas 'spielerisches' Herangehen vielleicht doch angebrachter wäre und habe das ausprobiert:

Mein erstes 'Übungsobjekt' war ein Clown - die Clownspardose, die mein Sohn nach dem Zählen seines Spargelds auf dem Tisch stehen lassen hatte, in etwa 1,50 m Entfernung. Ich konnte ihn zwar gut erkennen, aber er war doch leicht unscharf. In diesem Entfernungsbereich stört mich die leichte Unschärfe meistens nicht und wenn doch mal etwas schärfer sein soll, geht das in der Regel schnell und 'bequem' mit ein wenig Anstrengung - ich weiss, das ist ein grosser Fehler.

Dabei dachte ich mir: "Wenn ich jetzt normalsichtig wäre, würde ich den Clown ganz anders ansehen. Meine Augen würden ganz leicht und selbstversändlich zwischen den einzelnen markanten Punkten hin- und herwandern, von den Augen über die rote Nase den dick geschminkten Mund entlang, zum Haaransatz, um das schiefsitzende Hütchen herum, dann runter zur grossen Kravatte, der Violine und der Hand mit dem Bogen...."
Und beim Nachvollziehen dieses 'normalsichtigen', 'natürlichen' Bewegungsablaufs wurden die einzelnen Stellen immer klarer und plastischer.
Es war ganz einfach, mühelos und spielerisch; das 'Etwas-scharf-sehen-Wollen/Müssen' erschien nicht mehr als 'zu bewältigende Aufgabe' oder als 'zu lösendes Problem', sondern als 'unverbindliches Spiel der Phantasie' ohne jeden Erolgsdruck - und das Ergebnis war mindestens genauso gut.

Das nur mal so als Anregung und Denkanstoss.
Gruss
Marina

47

BeitragVerfasst: 03.08.2012 15:40
von Flo
(momentan entfernt /Flo)

____Bild

Re: 47

BeitragVerfasst: 03.08.2012 15:57
von Nicole
Flo hat geschrieben:(Was passiert eigentlich GENAU in diesen obskuren Kästen? Weiß jemand einen Link zu einer Website, wo der innere Aufbau, bzw. die Steuerungssoftware dieser Dinger erklärt wird?)


http://www.hfak.de/download/Wesemann%20 ... ometer.pdf

Reicht dir das?

BeitragVerfasst: 03.08.2012 16:33
von Flo
Ah, Lutz Wesemann...

(Kennst Du seine sechsteilige Artikel-Serie "Die Grenzen der Sehschärfe"? Sehr zu empfehlen!)

Ich danke Dir und schaue es mir gleich mal an. Bild Bild

BeitragVerfasst: 03.08.2012 16:39
von Nicole
Danke für den Hinweis, die Serie kannte ich noch nicht.

Wesemann ist sehr ablehnend gegenüber Sehtraining, deshalb lese ich auch wenig von ihm. :lol:

50

BeitragVerfasst: 03.08.2012 16:58
von Flo
Ja, seine Studie diesbezüglich hat anscheinend nicht viel erbracht. Vielleicht lag es ja an der von ihm gewählten bzw. selbstkonzipierten Methode?

Aber an Scharfsichtigkeit hat er durchaus seine helle Freude und kann sich dafür sehr begeistern. :] Falls Du Schwierigkeiten haben solltest, alle sechs Teile zu finden, sage Bescheid... als ich sie damals alle gesammelt habe, waren manche (ausgerechnet die interessantesten natürlich) nur mit "Trick 17" zu bekommen... ;)

Gruß, Bild
Flo

BeitragVerfasst: 03.08.2012 16:59
von Nicole
Danke, habe alle 6 Teile bereits abgespeichert.
(Auch mit "Trick 17" :lol: )

BeitragVerfasst: 03.08.2012 17:48
von sven
Ich hab den Typo im Titel korrigiert. LG

BeitragVerfasst: 03.08.2012 18:28
von Aniram
Danke, Sven.

Flo hat geschrieben: Der einzige der einen in so einer Situation noch fordern könnte, wäre man selber...

Genau um diesen 'einzigen' ging es mir - dieser einzige macht mir den meisten Stress indem er auch in eigentlich 'unfordernden' Situationen 'fordert'....
Huxley nennt es das 'conscious I', das sich zu viel in den natürlichen Sehprozess einmischt und die Sehorgane so stresst, dass sie aus dem Takt geraten:
Mal-functioning and strain tend to appear whenever the conscious 'I' interferes
with instinctively acquired habits of proper use, either by trying too hard to do well,
or by feeling unduly anxious about possible mistakes. (S.9)

So entsteht aus einer eigentlich unfordernden Situation Stress, und das um so mehr, je mehr man den Brechungsfehler unbedingt überwinden will.
Aber vielleicht sind andere ja 'cooler' gegenüber sich selbst ....

BeitragVerfasst: 03.08.2012 18:35
von sven
Ich find Stress im übrigen Super. Ich liebe die Herausforderung. Ohne Ziel gibt es auch keinen Erfolg.

LG

54

BeitragVerfasst: 03.08.2012 18:45
von Flo
(momentan entfernt /Flo)

____Bild

BeitragVerfasst: 03.08.2012 19:01
von Aniram
Flo hat geschrieben:Und eben deshalb – weil er eben nie die entgegengesetzte Variante, das bewusste Ich (beim Sehen) zu verwenden (eben geeignetes "non-destructive interfering – or no interfering at all"), verwirklichte – wurde er möglicherweise auch nie vollständig von seinem Brechungsfehler geheilt... und versuchte es stattdessen bis zum Ende seines Lebens mittels "Conscious-I-Negierung" zu sublimieren. :/


Ja, leider hat er sozusagen "das Kind mit dem Bade ausgeschüttet" anstatt dem Kind zu zeigen, dass Baden doch auch soooo schön sein kann! :wink:
(wenn man lernt, sich selbst keinen unnötigen Stress zu machen und stattdessen das Schöne daran entdeckt und geniesst)
Gruss
Marina