chris1 hat geschrieben: Das ist wohl auch ein Grund, warum es ohne Brille besser geht, weil dadurch erst der Augenmerk auf das Problem gelegt wird. Warum es nur mit Brille-Ablegen nicht geht? Weil das Problem ja vielschichtiger ist. Schlechte Sehgewohnheiten... Aber eben sobald man diese Sehgewohnheiten bemerkt, geht es ebenfalls aufwärts.
Dazu fällt mir ein: auch der falsche Glaube spielt eine Rolle. Wir leben in einer Gesellschaft, die uns suggeriert zu glauben, dass Sehfehler mit einer Verformung des Augapfels zu tun hätten.
Dabei lese ich grade bei Bates, Rechtes Sehen ohne Brille, Kapitel 7:
"Wenn wir uns aber klarmachen, wie der Augapfel in seiner Formveränderung
durch die äußeren Muskeln kontrolliert wird, und wie er augenblicklich
auf diese Kontrolle reagiert, so sieht man ein, daß kein
Brechungszustand, einerlei ob normal oder abnorm, von Dauer sein
kann. Dieser Schluß wird durch das Retinoskop bestätigt, und ich hatte
lange, bevor ich an die in den vorhergehenden Kapiteln dargelegten
Experimente ging, diese Vorgänge im Auge beobachtet. In dreißig dem
Studium der Refraktion gewidmeten Jahren habe ich beobachtet, daß
es wenige Menschen gibt, die einen vollkommenen Sehzustand länger
als einige Minuten aufrechterhalten können, mögen die Umstände noch
so günstig sein; und ich habe manchmal innerhalb Sekunden die Brechung
wechseln sehen, wobei die Veränderung in schnellem Tempo
zwischen starker Kurzsichtigkeit und Emmetropie hin- und herging."
Wir lernen zu glauben, dass wir immer maximale Sehfähigkeit haben müssten. So als wären die Augen technische Geräte, und nicht Körperteile. Das ist so, als wenn wir von unseren Beinen verlangen würden, jederzeit einen 100-m-Lauf in Bestzeit laufen zu können. Diese Erwartung ist unrealistisch und einem Körperteil nicht angemessen.
Und so lassen wir uns Brillen verpassen, anstatt zu lernen, mit den Augen zu leben, sie wahrzunehmen, zu verstehen und die Sehfähigkeit in Beziehung zu setzen zu unserem derzeitigen psychischen und körperlichen Gesamtzustand und zu dem Zustand unserer nahmen Beziehungen, die unseren körperlichen und psychischen Zustand beeinflussen,
- eben eine ganzheitliche Sicht von uns selbst und unseren persönlichen Beziehungen zu entwickeln.
Spannend…
Ein sonniges, zumindest erfreuliches Wochenende
wünscht
Sina